Zusammenschluss mit Karstadt 600 Stellen entfallen bei Kaufhof nach der Fusion

Köln/Essen · Bei der Infrastruktur von Kaufhof stehen in Folge der Fusion mit Karstadt erhebliche Einschnitte bevor. 600 Stellen sollen entfallen. Dennoch könnte der Standort in Köln-Porz profitieren.

 Neues Logo: Die Bonner Karstadt-Filiale nach der Fusion.

Neues Logo: Die Bonner Karstadt-Filiale nach der Fusion.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Logistikbereich von Kaufhof steht infolge der Fusion mit Karstadt vor erheblichen Einschnitten. Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt zwei Logistikstandorte in Frechen und Erfurt sowie vier kleinere regionale Verteilzentren in Stuttgart, Würzburg, Hannover und Berlin. Die Standorte in Dietzenbach und Neuss werden verkleinert. Das teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Demnach soll der bisherige Kaufhof-Logistik-Standort in Köln-Porz im Gegenzug „erheblich erweitert“ werden. Der Interessenausgleich und der Sozialplan dazu seien am Montag mit dem Gesamtbetriebsrat unterzeichnet worden, teilte das Unternehmen weiter mit. Betroffen seien rund 600 Arbeitsplätze, hieß es aus dem Umfeld des Konzerns. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuvor von rund 1000 gefährdeten Jobs gesprochen.

Karstadt kündigte bereits 2018 an, die Logistik künftig zusammen mit dem Dienstleister Fiege neu aufstellen zu wollen. Der Konzern sieht in der Logistik auch für Drittkunden eines seiner wesentlichen Wachstumsgebiete für die Zukunft. Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel bei Verdi, bezweifelt das: Er bezeichnete die Pläne als unrealistisch und als „Beruhigungspille“.

Nach der Fusion der langjährigen Warenhaus-Konkurrenten Karstadt und Kaufhof im vergangenen Herbst war es notwendig geworden, die vorhandenen Strukturen neu zu ordnen. Verdi hat in den vergangenen Wochen Druck gemacht, um Klarheit für die Logistiker zu schaffen. „Der Arbeitgeber hat die Flucht nach vorn angetreten“, so Akman. „Ihm ist daran gelegen, diese Baustelle zu erledigen.“ Das Management könne es sich schlecht leisten, das Risiko einer Arbeitsniederlegung während des Weihnachtsgeschäfts einzugehen. Bei den Beschäftigten handele es sich oft um Geringqualifizierte aus unteren Lohngruppen. Für sie sei es schwierig, auf dem Arbeitsmarkt einen Anschlussjob zu finden. „In den bedrohten Standorten arbeiten ganze Familien“, sagt Akman, der sich nicht zuletzt von der Lokalpolitik ein klares Signal gegen Standortschließungen wünscht.

Der nun unterzeichnete Interessenausgleich und Sozialplan ermöglichten es, die für die Gesundung des Unternehmens notwendigen Synergien zu heben und erhebliche Einsparungen an Personal und Sachkosten zu erzielen, betonte der Konzern. Damit könne auch ein künftiges Drittkundengeschäft zu wettbewerbsfähigen Konditionen betrieben werden.

Der Konzern will künftig neben den verbliebenen großen Logistikstandorten in Unna, Essen-Vogelheim und Köln-Porz auch viele der 180 Warenhäuser als sogenannte City Hubs für die Belieferung der Kunden über die letzte Meile nutzen und diesen Service auch anderen Unternehmen anbieten.

Nicht nur im Logistikbereich sollen beim Handelsriesen Stellen wegfallen. Bei Kaufhof sind allein im Warenhaus und in der Verwaltung rund 4500 Stellen gefährdet. Das Gewicht hat sich innerhalb des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof nach Essen verlagert – nicht nur weil sich dort die Zentrale befindet. Der frühere Karstadt-Eigentümer Signa des Österreichers René Benko hat inzwischen die volle Kontrolle übernommen. (mit dpa)

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