Gesundheitliche Gründe Ära Marchionne endet bei Fiat Chrysler und Ferrari vorzeitig

Turin · Der Mann, der die Autobauer Fiat und Chrysler einst rettete, sollte eigentlich erst 2019 abtreten. Doch nun ist für Konzernchef Sergio Marchionne schon deutlich früher Schluss - erzwungenermaßen.

 Sergio Marchionne hört als Chef von Fiat Chrysler und Ferrari auf.

Sergio Marchionne hört als Chef von Fiat Chrysler und Ferrari auf.

Foto: Boris Roessler

Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne muss die Führung des italienisch-amerikanischen Autobauers aus gesundheitlichen Gründen abgeben.

Nach einer Schulteroperation sei es zu unerwarteten Komplikationen gekommen, die sich in den vergangenen Stunden erheblich verschlechtert hätten, teilte Fiat Chrysler am Samstag mit. Der 66-Jährige könne auch seine Arbeit als Präsident und Vorstandschef der Tochter Ferrari nicht wieder aufnehmen, hieß es in einer Ferrari-Mitteilung.

Die Führung von Fiat Chrysler übernimmt nun Mike Manley, der seit vielen Jahren zum Top-Management des Autobauers gehört und bisher für die Marke Jeep zuständig war. Neuer Präsident von Ferrari wird John Elkann, Angehöriger der Familie Agnelli und Fiat-Präsident. Zum Ferrari-Vorstandschef ernannte der Aufsichtsrat Louis C. Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte.

Bereits seit Freitag kursierten Gerüchte, wonach die Konzernspitzen angesichts des Gesundheitszustands des italienisch-kanadischen Juristen auf der Suche nach einem Nachfolger seien. "Ich bin zutiefst betrübt, von dem Gesundheitszustand von Sergio zu erfahren", erklärte Elkann nun. "Es ist eine Situation, die ein paar Jahre undenkbar gewesen wäre, und die uns alle mit einem Gefühl von Ungerechtigkeit zurücklässt."

Marchionne wollte seinen Posten bei Fiat Chrysler eigentlich erst im Jahr 2019 aufgeben, für seine Ämter bei Ferrari waren ähnliche Pläne nicht bekannt.

Marchionne war 2004 an die Fiat-Spitze gerückt, als das Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Zehn Jahre später fädelte er die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler ein. Seit der Fusion im Herbst 2014 stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent - und damit so stark wie bei keinem anderen Unternehmen aus der Branche. Als elementares Vermächtnis von Marchionne gilt auch die Fokussierung auf Nischenmarken.

Zum Ende seiner Karriere bei dem Konzern hatte Marchionne sein letztes großes Ziel erreicht und die Schuldenfreiheit des Unternehmens für Ende Juni verkündet. Seine kürzlich vorgestellte Strategie für die kommenden fünf Jahre sieht eine Konzentration auf die Marken Alfa Romeo, Maserati, Ram und insbesondere Jeep vor.

In Marchionnes Zeit bei Fiat Chrysler fielen auch Vorwürfe, wonach der Autobauer ebenfalls bei Abgaswerten betrogen haben soll. Entsprechende Vorwürfe gab es nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Der Hersteller wies dies stets zurück.

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