Nachfolger benannt Alibaba-Chef Jack Ma kündigt Rückzug für nächstes Jahr an

Peking · Jack Ma hat es vom Englischlehrer zu einem der reichsten und erfolgreichsten Unternehmer Chinas gebracht. In Zukunft will sich der Milliardär vor allem wohltätigen Aufgaben widmen.

 Alibaba-Gründer Jack Ma will noch ein Jahr Vorstandschef des Unternehmens bleiben.

Alibaba-Gründer Jack Ma will noch ein Jahr Vorstandschef des Unternehmens bleiben.

Foto: Valentin Flauraud/KEYSTONE

Alibaba-Gründer Jack Ma plant einen Rückzug auf Raten bei dem chinesischen Online-Giganten. In genau einem Jahr will er an seinem 55. Geburtstag den Vorsitz im Verwaltungsrat an Daniel Zhang übergeben, der schon seit mehreren Jahren als Firmenchef das Tagesgeschäft verantwortet.

Noch bis 2020 will er in dem Aufsichtsgremium der Handelsplattform bleiben, kündigte der chinesische Milliardär an. Auch danach wird er aber Einfluss als Großaktionär und Mitglied der Alibaba Partnership - einer Art Ältestenrat - behalten.

Er wolle sich unter anderem wieder stärker der Bildung zuwenden, schrieb der einstige Lehrer Ma in einem am Montag veröffentlichten Brief. "Die Welt ist groß und ich bin immer noch jung, also will ich neue Dinge ausprobieren - denn vielleicht können noch neue Träume erfüllt werden?" Er werde aber immer zu Alibaba gehören, versicherte Ma, der gut sechs Prozent an dem Unternehmen hält. Alibaba ist eine dominierende Online-Handelsplattform in China und hat einen Börsenwert bei 420 Milliarden Dollar.

Bereits am Wochenende hatte es Berichte gegeben, dass Ma am Montag seinen Rückzug ankündigen werde. Darüber, wann er seinen Vorsitzenden-Posten aufgibt, gab es allerdings unterschiedliche Angaben.

Ma galt bislang als das allgegenwärtige Gesicht und Vordenker der größten chinesischen Handelsplattform. Er kündigt seine Rückzugspläne in einer schwierigen Situation an: Der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt sorgt für Unruhe, und im Land selbst geraten Technologiekonzerne stärker ins Blickfeld der Aufseher. "Lehrer wollen immer, dass ihre Schüler sie übertreffen. Das Verantwortungsvollste für mich und das Unternehmen ist es, dass jüngere, talentiertere Leute die Führung übernehmen", erklärte Ma.

Seit Ma 2013 die operative Führung bei Alibaba abgegeben hatte, war er bereits als eine Art politischer Botschafter für das Unternehmen unterwegs. Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos traf er im vergangenen Jahr den zum US-Präsidenten gewählten Donald Trump - vor dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Einige Beobachter spekulieren, dass beim Abgang von Ma bei Alibaba auch Zorn aus Peking eine Rolle gespielt haben könnte.

Nachfolger Daniel Zhang (46) kam 2007 zu Alibaba, als Finanzchef des Online-Marktplatzes Taobao. Ma bescheinigte ihm einen "unübertroffenen analytischen Verstand" und den Mut, kreative Geschäftsmodelle auszuprobieren.

Dass Ma einmal das größte börsennotierte Unternehmen des Landes schmieden und und es mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Mrd Euro) zu einem der reichsten Männer des Landes bringen würde, war noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal zu erahnen.

Nicht nur, dass Ma mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Erst 1995, als ihn ein Job als Übersetzer erstmals in die USA führte, lernte er das Internet kennen.

Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Suchverzeichnis für chinesische Unternehmen wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete: Ausgestattet mit 60 000 Dollar von Freunden gründete Ma 1999 Alibaba - in seiner Wohnung. Inzwischen hat Alibaba 576 Millionen aktive Nutzer in seinen chinesischen Handelsplattformen, allein im vergangenen Quartal kamen 24 Millionen hinzu.

In seinem Brief deutete Ma an, dass er sich nach seinem Rückzug vor allem wohltätigen Aufgaben widmen werde. Bildung, Umweltschutz und Philanthropie seien Dinge, die ihn in Zukunft wahrscheinlich beschäftigen werden. Er könnte damit in die Fußstapfen von Microsoft-Gründer Bill Gates treten, der nach seinem Rückzug beim Windows-Konzern einen großen Teil seines Milliardenvermögens für den Kampf gegen Krankheiten ausgibt.

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