Beamte Arbeitgeberbeitrag soll Entscheidung für gesetzliche Versicherung erleichtern

Köln · Beamte können sich auch in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) freiwillig versichern. Aber dafür entscheiden sich bisher nicht viele. Der Arbeitgeberbeitrag des Dienstherrn soll die Entscheidung für eine gesetzliche Versicherung erleichtern.

 Wenige Beamte entscheiden sich bisher für die GKV.

Wenige Beamte entscheiden sich bisher für die GKV.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Beamte und ihre Familien sind Stammkunden der Privaten Krankenversicherung (PKV). Nach Angaben des PKV-Verbands sind 94 Prozent der Beamten privat versichert. Die staatliche Beihilfe kommt für 50 bis 80 Prozent (Kinder) der Krankheitskosten auf. Der Rest wird durch eine PKV-Versicherung abgesichert. Beamte können sich auch in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) freiwillig versichern. Aber dafür entscheiden sich bisher nicht viele. Hauptgrund: Der Dienstherr übernimmt keinen Arbeitgeber-Beitrag, der normalerweise die Hälfte der Versicherungskosten abdeckt. Die Beamten müssen den vollen GKV-Beitrag aus der eigenen Tasche zahlen. Daran ändert sich allmählich etwas. Unter dem Schlagwort Wahlfreiheit für Beamte haben inzwischen fünf Bundesländer, nämlich Hamburg, Berlin, Brandenburg, Bremen und Thüringen beschlossen, den Arbeitgeber-Anteil (pauschalierte Beihilfe) am GKV-Beitrag zu übernehmen. Vorangegangen war Hamburg. Daher spricht man vom Hamburger Modell. Von diesem Modell profitieren Beamte, die schon gesetzlich versichert sind, und die nun den Arbeitgeber-Anteil bekommen sowie Personen, die neu in eine Beamten-Laufbahn starten.

Die GKV ist für Beamte attraktiv, die eine große, beitragsfrei mitversicherte Familie haben, die nicht viel verdienen und die womöglich unter Vorerkrankungen leiden. Der GKV-Beitrag richtet sich nach dem Einkommen, Vorerkrankungen spielen keine Rolle. In der PKV wird der Beitrag nach dem individuellen Krankheitsrisiko und dem Eintrittsalter berechnet. Für Behinderungen und Vorerkrankungen werden Risikozuschläge erhoben. Alle Familien-Mitglieder müssen sich extra versichern.

Experten schätzen, dass unter den verbesserten Bedingungen bis zu zwölf Prozent des Beamtennachwuchses für die GKV votieren, die Landesregierung von Brandenburg rechnet sogar mit bis zu zwanzig Prozent. Ob die Beamten, die sich für die GKV entscheiden, generell schlechte Risiken sind (deutlich mehr Leistung als Beitrag), ist eine offene Frage. Die PKV, die ihre Kundschaft behalten möchte, versucht nachzuweisen, dass der Arbeitgeber-Beitrag für den Staat teurer ist als die Beihilfe, die nur im Krankheitsfall in Anspruch genommen wird. Allerdings trägt die Beihilfe oft mehr als 50 Prozent der Kosten, und das gerade bei den Pensionären mit höheren Gesundheitsrisiken. Ein Sprecher der Ersatzkassen sagt: „Ob der Arbeitgeber-Beitrag auf Dauer teurer ist als die Beihilfe, muss sich erst noch erweisen.“

Die Bundesländer, die Wahlfreiheit für Beamte propagieren, sind politisch in der Regel rot/grün/rot gefärbt, während schwarz/gelb regierte Länder an der bevorzugten Kombination von Beihilfe und PKV-Versicherung festhalten wollen. Das gilt auch für NRW mit rund 265.000 Landesbeamten und gut 65.000 Kommunalbeamten. Ein Reformvorschlag der SPD-Opposition ist im Landtag durchgefallen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort