Quote unter fünf Prozent Arbeitslosigkeit auf niedrigstem Stand seit der Wende

Nürnberg · Der Arbeitsmarkt bricht trotz Konjunkturskepsis und internationaler Unsicherheiten einen Rekord nach dem anderen. Der Oktober zeigt sich dank der Herbstbelebung von seiner besten Seite.

 Der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland ist weiter hoch.

Der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland ist weiter hoch.

Foto: Sebastian Kahnert

Erstmals seit der Wiedervereinigung ist die Arbeitslosenquote in Deutschland unter die 5-Prozent-Marke gesunken.

Verantwortlich für das Rekordtief seien ein kräftiger Herbstaufschwung und die gute Konjunktur, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Mit 4,9 Prozent sank die Arbeitslosenquote demnach in Deutschland im Oktober auf ein Rekordtief.

Darauf könne Deutschland stolz sein, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Das sporne an, sagte BA-Chef Detlef Scheele: "Es zeigt, dass man Marken erreichen kann, von denen wir vor drei Jahren nicht geträumt haben." Vollbeschäftigung sei mit einer Quote von unter fünf Prozent aber noch nicht gegeben.

Die Zahl der Jobsucher fiel mit 2,204 Millionen auch auf den niedrigsten Oktober-Wert seit der Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vormonat war es ein Rückgang um 53 000, im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Arbeitslosen um 185 000 ab.

Experten sprechen bei Quoten von zwei bis drei Prozent von Vollbeschäftigung. In Teilen Bayerns und Baden-Württembergs liegen die Arbeitslosenquoten bereits in diesem Bereich. Bundesweit reicht die Spanne von 1,2 bis 12,5 Prozent. Die regionalen Unterschiede anzugleichen werde Zeit brauchen, sagte Scheele.

Rekordwerte gab es auch beim Wachstum der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Diese knackte im Oktober die 33-Millionen-Marke.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm laut Hochrechnungen der Bundesagentur von Juli auf August saisonbereinigt um 56 000 zu. Damit hatten 33,11 Millionen Menschen in Deutschland einen regulären Job - 715 000 mehr als noch ein Jahr zuvor. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen stieg nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes im September mit mehr als 45 Millionen ebenfalls auf ein Rekordhoch.

"Man kann von einem Beschäftigungsrekord sprechen", sagte Scheele. Dieser sei auch jahrelangem Wachstum zu verdanken. Von internationalen Unsicherheiten wie Handelskonflikten oder dem nahenden Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union (Brexit) sei am hiesigen Arbeitsmarkt gegenwärtig nichts zu spüren. Die Unternehmen seien zwar verunsichert, das schlage aber bisher nicht durch.

Auch ohne die übliche Herbstbelebung wäre die Arbeitslosigkeit laut BA im Oktober weiter gesunken. Die um jahreszeitliche Einflüsse angepasste Zahl der Jobsucher (saisonbereinigt) sank auf 2,292 Millionen. Demnach waren zuletzt rund 11 000 Männer und Frauen weniger ohne Arbeit als im September - die Zahl sank in etwa gleich stark im Westen wie im Osten.

Rechnet man allerdings noch jene Jobsucher hinzu, die derzeit Aus- und Fortbildungen absolvieren oder in Trainingsmaßnahmen oder Ein-Euro-Jobs für den Berufsalltag fit gemacht werden sollen, lag die Zahl bei 3,142 Millionen.

Fachleute sprechen bei dieser Form der Arbeitslosigkeit von der "Unterbeschäftigung". Sie sank saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 9000. Bei der Bundesagentur waren im Oktober zugleich etwa 824 000 offene Stellen gemeldet - 44 000 mehr als vor einem Jahr.

Für die nächsten Monate zeigte sich der BA-Chef weiter optimistisch. Doch die Arbeitslosenzahl werde die Zwei-Millionen-Marke im kommenden Jahr wohl nicht knacken.

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