Viele offene Stellen Arbeitslosigkeit sinkt im November auf Rekordtief

Nürnberg · BA-Chef Scheele spricht quasi von einem frühen Weihnachtsgeschenk: Im November sinkt die Zahl der Arbeitslosen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Doch hält die gute Entwicklung 2019 an?

 Im Vergleich zum Oktober sank die Zahl der Arbeitssuchenden um 18.000, gegenüber dem Vorjahresmonat um 182.000.

Im Vergleich zum Oktober sank die Zahl der Arbeitssuchenden um 18.000, gegenüber dem Vorjahresmonat um 182.000.

Foto: Bernd Wüstneck

Dank robuster Wirtschaft und Herbstaufschwung ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland auf ein Rekordtief gefallen. Nie seit der Wiedervereinigung waren weniger Arbeitssuchende im Land ohne Job als im November.

Die Zahl der Arbeitslosen ging in dem Monat auf 2,186 Millionen zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Das sind 18.000 Jobsucher weniger als vor einem Monat. Gegenüber dem Vorjahresmonat nahm die Zahl um 182.000 ab. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 4,8 Prozent zurück.

"Das ist ein schönes Ergebnis zu Weihnachten", sagte BA-Chef Detlef Scheele. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit sei für diesen Monat kräftig ausgefallen. Für 2019 sei keine Trendwende in Sicht. "Es geht weiter runter", sagte Scheele.

Auch bei der Langzeitarbeitslosigkeit habe es überdurchschnittliche Besserung gegeben. Im November waren rund 764 000 Menschen ein Jahr oder länger ohne Job. Das sind 97.000 weniger als vor einem Jahr. Schaue man auf die vergangenen fünf Jahre zurück, seien es 300.000 Langzeitarbeitslose weniger, sagte Scheele. Damit habe der Aufschwung am Arbeitsmarkt auch diese Menschen erreicht.

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zeigte sich angesichts der Entwicklung zufrieden. "Der Arbeitsmarkt nimmt vermehrt auch die auf, die es sonst erfahrungsgemäß etwas schwerer haben, wieder in Lohn und Brot zu kommen - weil etwa ihre Qualifikationen nicht ganz dem entsprechen, was die Arbeitgeber suchen", so Heil.

Die Zahl der Jobsucher, die derzeit Förderprogramme der Arbeitsagenturen und Jobcenter absolvieren, trübt das positive Arbeitsmarkt-Bild jedoch etwas: Rechnet man diese dazu, gab es in Deutschland zuletzt 3,135 Millionen Menschen ohne Arbeit. Fachleute sprechen von der "Unterbeschäftigung", die ihrer Ansicht nach ein besseres Bild über die Situation auf dem Arbeitsmarkt liefert als die Arbeitslosenzahl. Doch auch diese Zahl ging zurück - saisonbereinigt um 18.000 im Vergleich zum Vormonat und um 224.000 im Vergleich zum Vorjahr.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegte sich dagegen weiter auf hohem Niveau. Bei der Bundesagentur waren im November etwa 807.000 offene Stellen gemeldet - 35.000 mehr als vor einem Jahr.

Und auch die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm erneut zu. Deren Zahl ist laut Hochrechnung der Bundesagentur von August auf September saisonbereinigt um 19.000 gestiegen. Damit hatten 33,41 Millionen Menschen in Deutschland zuletzt einen regulären Job, 675.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Die Zahl der Erwerbstätigen lag laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes im Oktober bei 45,24 Millionen - das ist ein Plus von 37.000 gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr waren es 559.000 Erwerbstätige mehr.

Die gute Beschäftigungslage hat auch positiven Einfluss auf den BA-Haushalt. Trotz geplanter Beitragssenkungen rechnet die Bundesbehörde neuesten Prognosen zufolge bis zum Jahr 2023 mit einem Anwachsen der Rücklagen auf 32,4 Milliarden Euro. Das seien erstmal nur Prognosen, sagte BA-Vorstandsmitglied Valerie Holsboer. Ändere sich nichts am Konjunkturverlauf, sei mit den steigenden Rücklagen zu rechnen. Mit dem Geld sollen wirtschaftliche Flauten abgefedert werden.

Der Arbeitslosenbeitrag wird zum 1. Januar 2019 von 3 auf 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens gesenkt. 0,1 Punkte der Senkung sind bis Ende 2022 befristet. Die BA nimmt damit ab 2019 rund sechs Milliarden Euro weniger pro Jahr ein, wie es von der Behörde hieß.

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