Emmanuel Macron spannte sein Publikum im Elysée-Palast nicht lange auf die Folter. Schon wenige Minuten nach Beginn seiner Rede zur Industriepolitik kam der Staatschef mit seiner wichtigsten Ankündigung: Dem Bau neuer Mini-Atomkraftwerke, für deren Entwicklung er eine Milliarde Euro ausgeben will. Frankreichs Atompark sei ein Glück für das Land. „Wir brauchen diese Technologie auf alle Fälle“, sagte der frühere Wirtschaftsminister, der aus seiner Unterstützung für die Kernenergie nie einen Hehl machte. Er weiß dabei die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich. Nach Jahren des Zweifels erlebt „le nucléaire“ gerade eine Art zweiten Frühling. Laut einer Umfrage vom März sind 59 Prozent der Französinnen und Franzosen für die Atomkraft, weil sie niedrige Stromkosten und die Unabhängigkeit von Exporten aus dem Ausland garantiere. Vor drei Jahren lag die Zustimmung noch deutlich niedriger.