Probleme auch in Bonn Störungen bei Kartenzahlung dauern weiter an

Update | Bonn · Die bundesweite Störung bei der Zahlung mit EC- oder Kreditkarte ist weiterhin nicht behoben. Einige Geschäfte in Bonn spüren das Problem auch. Bestimmte Zahlungsterminals sind wegen eines Softwarefehlers ausgefallen. Eine Lösung soll allerdings bald bereitgestellt werden.

Die Zahlung per Giro- oder Kreditkarte in Deutschland ist nach Angaben von Zahlungsdienstleistern seit Dienstagabend bundesweit gestört.

Die Zahlung per Giro- oder Kreditkarte in Deutschland ist nach Angaben von Zahlungsdienstleistern seit Dienstagabend bundesweit gestört.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Bundesweit ist es seit Dienstag zu Problemen bei Kartenzahlungen gekommen. Kunden berichteten davon, dass sie in Supermärkten, Tankstellen oder auch bei anderen Händlern nicht mehr mit ihrer EC-Karte oder Kreditkarte zahlen konnten. Auch in einigen Märkten und Drogerien in Bonn und der Region war bis zum Redaktionsschluss am Mittwoch keine Kartenzahlung möglich.

Zahlungsdienstleister berichteten am Donnerstag weiterhin von Problemen. „Die Störungen dauern an“, sagte ein Sprecher des Finanzdienstleisters Concardis am Donnerstagnachmittag. „Wir warten weiter auf Signale von Verifone.“ Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des Zahlungsdienstleisters Payone. „Wir verzeichnen, wie auch andere Netzbetreiber, aktuell bundesweit erhebliche Einschränkungen bei der Verarbeitung von Transaktionen bei Kartenzahlungsterminals des Typs H5000 des Herstellers Verifone.“

„Wir versuchen, die betroffenen Händler so gut wie möglich zu unterstützen, indem wir beispielsweise - wo möglich - Terminals austauschen“, sagte der Concardis-Sprecher weiter. Ursache für die Störung ist laut Payone den ersten Erkenntnissen nach ein Zertifikatsfehler innerhalb bestimmter Versionen der von Verifone bereitgestellten Software.

Das US-Unternehmen äußerte sich erstmals im Verlauf des Donnerstags zu den Problemen und kündigte eine Lösung an. „Wir werden in Kürze ein Software-Update für unsere Kunden bereitstellen, um das Problem zu beheben, und werden unsere Kunden informieren, sobald dieses verfügbar ist“, teilte ein Sprecher von Verifone-Deutschland mit. Der Terminal-Typ H5000 wird den Angaben zufolge hauptsächlich in Deutschland eingesetzt. Man bedauere die Unannehmlichkeiten und arbeite mit höchster Priorität an der Behebung des Problems.

 Der dm in Kessenich weist darauf hin, dass nur bar bezahlt werden kann.

Der dm in Kessenich weist darauf hin, dass nur bar bezahlt werden kann.

Foto: Christoph Meurer

Ursache für die Störung ist laut Payone den ersten Erkenntnissen nach ein Zertifikatsfehler innerhalb bestimmter Versionen der von Verifone bereitgestellten Software. Der Zahlungsdienstleister erwartet nicht, dass das angekündigte Software-Update schnell umgesetzt werden kann, da - bisherigen Informationen zufolge - ein manueller Eingriff an den Terminals nötig ist. „Dieser komplexe Vorgang kann daher nicht ad hoc in der Fläche ausgeführt werden, sondern wird geraume Zeit in Anspruch nehmen“, hieß es. Man wolle die Kunden hierbei unterstützen.

Viele Kunden mussten deswegen auch am Samstag bei ihren Einkäufen mit Bargeld bezahlen und konnten keine Giro- oder Kreditkarte verwenden.

Betroffen sind seit Tagen unter anderem Filialen von Aldi Nord, Edeka sowie der Edeka-Tochter Netto. „Seitens des Herstellers gab es leider noch kein Update für die ausgefallenen Kartenterminals“, sagte ein Aldi-Sprecher am Samstag. Damit sei auch in einigen Filialen von Aldi Nord die Kartenzahlung nur eingeschränkt möglich. Kunden würden am Eingang und an der Kasse informiert.

In einigen Einzelhandels-Geschäften ist Kartenzahlung daher derzeit keine Option. Wie die dm-Filiale in Bonn-Kessenich mitteilte, funktioniert die Kartenzahlung auch am Freitag noch nicht.

Aus Branchenkreisen verlautete, eine Lösung werde ab Samstag bereitgestellt. Geräte müssten dafür nicht ausgetauscht werden. Demnach handelt es sich nicht um ein Problem mit einem abgelaufenen Zertifikat, das die Identität eines Rechners oder eines anderen elektronischen Geräts bestätigt. Entsprechende Vermutungen hatte es in den vergangenen Tagen gegeben. Den Branchenkreisen zufolge ist auch ein Hackerangriff nicht Ursache der Probleme.

Keine Probleme bei Aldi Süd und Rewe-Gruppe

Nicht betroffen sind laut eigener Aussage Aldi Süd und die Rewe-Gruppe, das heißt die Märkte von Rewe, Penny und  Toom Baumarkt. Aldi Süd teilte mit, dass die entsprechenden Kartenzahlungsterminals des Typs H5000 in den eigenen Filialen nicht im Einsatz seien.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) betonte, dass die Betriebe auf den reibungslosen Ablauf der Bezahlprozesse angewiesen sind. „Temporäre und systembedingte Ausfälle kommen inzwischen nur selten vor und betreffen meist nur wenige Systeme“, hieß es weiter.

Die Filialen der Drogeriekette DM waren sowohl in Bonn als auch bundesweit von der Störung betroffen. An den Filialen in Post- und Sternstraße sowie in der Brühler Straße konnte nur mit Bargeld gezahlt werden. Die Netto-Filialen in Bad Neuenahr-Ahrweiler und in Endenich wiesen mit Schildern am Eingang darauf hin, dass derzeit keine Kartenzahlung möglich sei. Netto teilte auf GA-Anfrage mit, dass einige, aber nicht alle Filialen von der Störung betroffen sind. Stichprobenartig befragte Rewe-Märkte in der Heerstraße und am Friedensplatz meldeten keine Probleme.

Die SWB Bus und Bahn schrieben am Mittwochvormittag bei Twitter, dass in den Servicecentern nur bar bezahlt werden könne. Bei einer Stichprobenbefragung von Bonner Tankstellen berichteten weder Aral oder Jet noch SVG von Zahlungsproblemen.

Der Bundesverband deutscher Banken stellte stellvertretend für die deutsche Kreditwirtschaft klar, dass die betreffenden Terminals zwar komplett für alle Zahlungsarten ausgefallen seien, der entsprechende Typ jedoch nur einen geringen Anteil an allen in Deutschland eingesetzten Geräten ausmache. „Netzbetreiber und technische Dienstleister arbeiten intensiv an einer Fehlerbehebung“, hieß es weiter.

Auch der Finanzdienstleister Concardis bestätigte das Problem bei Kartenzahlungen mit dem Terminal-Typ. Ein Sprecher des Unternehmens machte jedoch deutlich, dass betroffene Händler keinen eigenen Neustart der Geräte vornehmen sollten. Auch sollten die Geräte weiterhin an Strom und Netzwerk angeschlossen bleiben. Nur so könne der Hersteller das Problem mit der Kartenzahlung lösen.

Payone und Concardis gaben ebenfalls an, dass sie mit Verifone in Kontakt stünden und an einer Behebung des Problems arbeiteten. Die Troisdorfer Elektronik-Firma Huth stellte indes per Pressemitteilung klar, dass sie nicht in die großflächigen Zahlungsausfälle involviert ist. Anders als in diversen Medien berichtet, stelle das Unternehmen keine Software, sondern lediglich Schnittstellen für die betroffenen Kartenterminals zur Verfügung, hieß es. Einige Partner seien gerade von einer Softwarestörung betroffen.

Viele Nutzer zeigten sich ebenfalls bei allestörungen.de verärgert und meldeten Störungen bei Visa und anderen Banken und Kartenanbietern. Auf Twitter beklagten auch am Mittwochvormittag noch viele Nutzer, dass die Zahlung mit Karte in Supermärkten und an Tankstellen derzeit nicht möglich sei.

Anbieter alternativer Zahlungsmethoden – wie beispielsweise per QR-Code – sehen sich durch den Vorfall gestärkt. Wie das Beratungsunternehmen ZIIB mitteilte, funktionieren QR-Systeme ganz ohne Terminal-Hardware. Daher könne man hierdurch Umsatzausfälle vermeiden.

(mit dpa)
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