Bilanz nach der ersten Jahreshälfte Autoabsatz in der EU steigt

Frankfurt · Trotz Abgasskandal verkaufte VW im ersten Halbjahr mehr Fahrzeuge. Audi, BMW und Daimler verlieren hingegen. Nur an einem Markt konnten europäische Autobauer nicht zulegen.

 Niedersachsen, Emden: Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns stehen im Hafen von Emden zur Verschiffung bereit.

Niedersachsen, Emden: Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns stehen im Hafen von Emden zur Verschiffung bereit.

Foto: dpa

Der Automarkt brummt weiter, aber die gute Branchenkonjunktur könnte sich in den nächsten Monaten eintrüben. „Nach der ersten Jahreshälfte fällt die Bilanz auf den internationalen Automobilmärkten durchweg positiv aus“, meint der Verband der Automobilindustrie (VDA). So seien in den drei größten Absatzregionen China, USA und Europa insgesamt 28,8 Millionen Fahrzeuge abgesetzt worden und damit eine Million mehr als ein Jahr zuvor. Russland, Brasilien und Indien zeigten sogar zweistellige Zuwachsraten, während in Japan der Absatz zurückblieb.

So wurden in Europa nach den Zahlen des VDA 8,7 Millionen PKW neu zugelassen, das waren drei Prozent mehr als vor einem Jahr. In der Europäischen Union seien knapp 8,45 Millionen Autos neu zugelassen worden, heißt es vom europäischen Verband Acea, 2,9 Prozent mehr und historischer Höchststand. Im Juni wurden in der EU allein knapp 1,6 Millionen Autos verkauft, 5,2 Prozent mehr als in der ersten Hälfte 2017.

Die deutschen Hersteller Audi, BMW und Daimler aber verloren – mit 1,9 Prozent erlitten die Stuttgarter den größten Verlust. Sie liegen aber, gemessen an den Stückzahlen, mit knapp 439.000 Pkw noch vor Audi (421.000) und BMW (410.000). Der Absatz allein von VW kletterte im ersten Halbjahr um 9,4 Prozent, der Konzern baute seine Marktführung um gut einen Prozentpunkt auf 24,4 Prozent aus, gefolgt von PSA (mit Opel), die sechs Prozentpunkte auf 16,3 Prozent zulegten.

„Der EU-Markt bleibt insgesamt im Wachstumsmodus, allerdings scheint die Autokonjunktur einen Gang zurückzuschalten“, glaubt Peter Fuß, Partner der Unternehmensberatung EY. In Italien und Großbritannien sei schon ein Abwärtstrend zu beobachten. „In Deutschland dürften sich die Neuzulassungen im zweiten Halbjahr ebenfalls rückläufig entwickeln, da die Dieselprämien auslaufen, die in den vergangenen Monaten die private Nachfrage angekurbelt hatten“, sagt Fuß.

Das sieht auch Ferdinand Dudenhöffer vom CAR Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen so: „Es wurde mit hohen Rabatten und Margenverlusten von gut 700 Millionen Euro ein künstlicher Boom erzeugt, der in den nächsten Monaten wieder in sich zusammenfallen dürfte.“ Hinzu kommt die Umstellung auf das neue Prüfverfahren WLTP, dazu müssen aktuelle Modelle mit Partikelfiltern nachgerüstet werden. Weil da etwa VW nicht so schnell hinterherkommt beziehungsweise die Kapazitäten bei Behörden und Prüfinstitutionen an ihre Grenzen kommen, parken die Wolfsburger einen Teil dieser neuen Autos auf dem Berliner Pannenflughafen BER. Konzernweit werden bis zu eine Viertelmillion Fahrzeuge deshalb später als geplant gebaut, hieß es bei VW. Doch im ersten Halbjahr war VW noch Profiteur der Entwicklung, der Konzern also, der als erster mit Dieselabgasmanipulationen aufgefallen war.

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