Düsseldorf Autofahrer in NRW sind langsamer und seltener unterwegs

Düsseldorf · Seit die Spritpreise gestiegen sind, gehen mehr Menschen vom Gas. Das zeigt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft. Und es gibt noch weitere überraschende Beobachtungen.

Zwischen fünf und sechs Uhr morgens sind wieder mehr Autofahrer in NRW unterwegs – vermutlich, weil sie wieder häufiger ins Büro fahren.

Zwischen fünf und sechs Uhr morgens sind wieder mehr Autofahrer in NRW unterwegs – vermutlich, weil sie wieder häufiger ins Büro fahren.

Foto: picture alliance/dpa/Oliver Berg

Die Autofahrer in Nordrhein-Westfalen haben ihr Fahrverhalten an die hohen Spritpreise angepasst. Sie sind auf den Autobahnen langsamer und abends seltener unterwegs. Das zeigt eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), die unserer Redaktion vorliegt. Der Anteil der Pkw-Fahrer, die unter der Richtgeschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde blieben, wuchs um vier Prozentpunkte auf 81 Prozent. Außerdem sank die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit von 116,5 auf 115 Kilometer pro Stunde. „Wir haben aufgrund der Sprit-Preissteigerungen von durchschnittlich 30 Prozent allerdings mit stärkeren Anpassungen gerechnet“, sagt Thomas Puls, IW-Verkehrsexperte und Autor der Studie.

Für die Studie beobachteten er und IW-Datenexperte Jan Wendt mithilfe von Mobilitätsdaten den Autobahnverkehr in NRW 15 Wochen lang – von Mai bis August. Dasselbe taten sie bereits 2021. So konnten sie sowohl die Gesamtzahl der Autos ermitteln als auch die Durchschnittsgeschwindigkeiten herauslesen. Dabei fragten sie sich, ob die Autofahrer ihr Verhalten angesichts der hohen Spritpreise 2022 ändern würden. Für ihre Untersuchungen berücksichtigten sie nur Autobahnabschnitte ohne Geschwindigkeitsbegrenzung.

Oberflächlich gesehen habe sich der Verkehr dort nur wenig verändert: Die Gesamtzahl der erfassten Pkw lag 2022 um 0,59 Prozent höher als im Vorjahr bei 690 Millionen. 2021 waren es 685 Millionen. „Das heißt, sie ist fast gleichgeblieben“, sagt Puls. Doch betrachte man die Veränderungen im Pkw-Verkehr differenzierter, würden klare Unterschiede zum Vorjahr deutlich.

Besonders zwischen 16 und 19 Uhr waren weniger Autos unterwegs

Denn nicht nur die Zahl der Schnellfahrer und die Durchschnittsgeschwindigkeit sind gesunken. „Die deutlichste Verschiebung sieht man in den Tagesmustern“, sagt Puls. Einerseits gebe es im Vergleich zu 2021 morgens deutlich mehr Pendler, andererseits habe der abendliche Verkehr auf den Straßen abgenommen. Besonders zwischen 16 und 19 Uhr waren weniger Autos unterwegs – im Zeitraum von 16 bis 17 Uhr verzeichneten die IW-Experten sogar einen Rückgang um fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist der Trend in den verkehrsarmen Randstunden. Von 19 Uhr bis Mitternacht fuhren rund 20 bis 30 Prozent weniger Pkw über die Autobahnen. Und: Sie waren seltener schneller als Richtgeschwindigkeit. Dasselbe Bild zeigte sich in den verkehrsreichen Morgenstunden: Zwischen fünf und sechs Uhr wurde der höchste Anteil derer gemessen, die langsamer als 130 Kilometer pro Stunde fuhren. Und das, obwohl zu diesen Zeiten besonders wenige Menschen unterwegs sind.

Der Anstieg der morgendlichen Fahrten könne damit zutun haben, dass viele Menschen vom Homeoffice ins Büro zurückgekehrt seien, sagt Puls. Noch vor einem Jahr galten strengere Corona-Regeln. Und abends schränkten die Menschen in NRW wohl ihren Freizeitverkehr ein. „Das könnte unter anderem am 9-Euro-Ticket gelegen haben, das von Juni bis August galt“, sagt Puls. „Aber sicherlich werden auch die hohen Spritpreise dazu beigetragen haben.“

Alles in allem deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass die Autofahrer in NRW sich freiwillig beschränkten. Allerdings nicht so stark, wie Puls das erwartet hatte. „Wenn die Preise steigen, verringert sich im Normalfall die Nachfrage“, sagt er. Bei rund 30 Prozent teurerem Sprit als im Vorjahr liege der Erwartungshorizont laut Puls bei rund vier bis sechs Prozent weniger Verbrauch. Doch das deckten die erhobenen Zahlen nicht ab.

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