Vier Milliarden für Arriva? Bahn könnte für Trendwende Tafelsilber verkaufen

Berlin · Verspätungen, Zugausfälle, Sanierungsstau: Es läuft nicht gut bei der Bahn. An diesem Dienstag muss der Vorstandschef erklären, wie es besser werden kann. Er hat einige tiefgreifende Vorschläge.

 Metronom-Zug der Bahn-Tochter Arriva: Bahn-Chef Lutz demnach, dass der Arriva-Verkauf dem hoch verschuldeten Staatsbetrieb rund vier Milliarden Euro in die Kassen spült.

Metronom-Zug der Bahn-Tochter Arriva: Bahn-Chef Lutz demnach, dass der Arriva-Verkauf dem hoch verschuldeten Staatsbetrieb rund vier Milliarden Euro in die Kassen spült.

Foto: Holger Hollemann

Im Kampf gegen Verspätungen und schlechte Qualität geht Bahnchef Richard Lutz an diesem Dienstag mit weitreichenden Vorschlägen in ein Krisentreffen mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

So könnten die profitable Auslandstochter DB Arriva verkauft und der Konzernvorstand erweitert werden, wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag erfuhr. Damit wurden entsprechende Medienberichte bestätigt.

Lutz hofft demnach, dass der Arriva-Verkauf dem hoch verschuldeten Staatsbetrieb rund vier Milliarden Euro in die Kassen spült. Das entspräche dem Betrag, der für geplante zusätzliche Investitionen in Züge und Schienen noch fehlt. Insgesamt will der Vorstand in den nächsten fünf Jahren fünf Milliarden Euro zusätzlich dafür ausgeben.

DB Arriva sitzt in London und betreibt mit 56.000 Beschäftigten Busse und Bahnen in 14 europäischen Ländern. Die Bahn hatte Vorbereitungen für einen Teilverkauf über die Londoner Börse 2016 zunächst gestoppt. Zur Begründung wurde damals auf den Brexit verwiesen.

Scheuer und Lutz treffen am Morgen im Ministerium in Berlin zusammen, um Wege aus der Krise zu suchen. Im vergangenen Jahr fuhr nach Konzernzahlen jeder vierte ICE, Intercity oder Eurocity verspätet.

Um den Informationsfluss im Unternehmen zu verbessern, schlägt Lutz dem Vernehmen nach vor, die Chefs der Güterverkehrstochter Cargo, des Fern- und des Regionalverkehrs in den bislang sechsköpfigen Konzernvorstand aufrücken zu lassen. Zuletzt waren die Rufe nach einem radikalen Umbau aus der Politik und von Gewerkschaftsseite lauter geworden. Scheuer hatte deutlich gemacht, dass sich die Qualität im laufenden Halbjahr spürbar erhöhen müsse. Für den 30. Januar ist ein weiteres Spitzentreffen geplant.

Die Probleme gehen aus Sicht der Grünen nicht allein auf das Konto des Managements. Der bahnpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, kritisierte, die Regierung habe es versäumt, Wettbewerbsverzerrungen abzubauen, das Bahnnetz zu erweitern und Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. "Die CSU-Verkehrsminister haben die wichtigsten Handlungsfelder der Bahnpolitik praktisch brach liegen lassen", kritisierte Gastel mit Blick auf Ressortchef Scheuer sowie dessen Vorgänger Alexander Dobrindt und Peter Ramsauer.

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