Anstieg der Ticketpreise um zehn bis 20 Prozent Buchungszahlen wie vor Corona bei Eurowings

Köln · Die Lufthansa-Tochter Eurowings rechnet angesichts höherer Kosten etwa für Treibstoff auch in diesem Jahr mit einem deutlichen Anstieg der Ticketpreise um zehn bis 20 Prozent. Die Menschen buchen so oft wie vor Corona und geben mehr Geld für Urlaub aus.

 Am Flughafen Köln/Bonn ist Eurowings die Fluggesellschaft mit den meisten Starts und Landungen.

Am Flughafen Köln/Bonn ist Eurowings die Fluggesellschaft mit den meisten Starts und Landungen.

Foto: Benjamin Westhoff

Das regnerische Wetter zwischen Weihnachten und Neujahr haben viele Menschen genutzt, um sich in den Süden zu träumen und sich mit ihren Urlaubsplänen zu beschäftigten. Das hat die Fluggesellschaft Eurowings, die ihren Verwaltungssitz in Köln hat, an ihren Buchungszahlen gemerkt. „Es gibt einen großen Nachholbedarf“, sagt Eurowings-Vorstandschef Jens Bischof. Als größter deutscher Ferienflieger sind die Buchungsdaten von Eurowings gleichzeitig ein Ausdruck für das Wohlergehen der zu Corona-Zeiten krisengebeutelten Branche. Die Zahlen der Lufthansa-Tochter geben eine Einschätzung für die großen Reisewellen des Jahres. Das Tourismusjahr startet erstmals wieder ohne Einschränkungen durch Corona.

Eurowings verzeichnet ein deutlich steigendes Maß an längerfristigen Buchungen. Offenbar trauen sich mehr Menschen, wieder mehrere Monaten im Voraus Reisepläne zu schmieden. Derzeit lägen die Buchungszahlen rund 80 Prozent höher als vor einem Jahr, sagte Bischof. Bei den Ticketbuchungen für den Sommer gebe es eine täglich steigende Dynamik. „Wir sehen aktuell die höchsten Buchungseingänge in einem Januar seit den letzten drei Jahren“, sagte Bischof. Diese Tendenz zeichne sich für Ostern und den Sommer ab. Ein zweiter Trend, den das Unternehmen bemerkt, ist angesichts deutlich steigender Lebenshaltungskosten überraschend: „Die Menschen geben mehr Geld für Reisen aus“, sagt Bischof. Gerade etwas ältere Menschen wollten sich etwas leisten.

Der Eurowings-Chef erwartet einen Anstieg der Ticketpreise im Schnitt von zehn bis 20 Prozent. Die gestiegenen Kosten für Treibstoff, die Flughafengebühren und Personal müssten aufgefangen werden. „Man merkt, auch da ist die Inflation zu spüren.“ Eurowings kommt zugute, dass Ryanair und Easyjet ihre Angebote verkleinert haben und der Wettbewerb mit den Billigfliegern geringer als vor der Corona-Krise ist.

Hoffnung auf geordneten Betrieb im Sommer

„Vorsichtig optimistisch“ ist Bischof, dass sich das Flugchaos aus dem vergangenen Jahr nicht wiederholt: „Es darf nicht sein, dass wir in diesen Zustand von 2022 zurückfallen.“ Dazu müssten alle Beteiligten beitragen: „Bei den Dienstleistern sind noch Lücken zu füllen und auch noch Menschen auszubilden.“ Eurowings arbeite mit Flughäfen, Flugsicherung, Bodendienstleistern und Bundespolizei eng zusammen, um einen geordneten Betrieb in den reisestarken Sommermonaten zu gewährleisten.

Im vergangenen Jahr waren durch personelle Engpässe bei den Fluggesellschaften und den Flughäfen, die auch in starkem Ausmaß Köln/Bonn und Düsseldorf betrafen, viele Flüge ausgefallen und waren verspätet. Vor den Sicherheitskontrollen bildeten sich so lange Schlangen, dass manche Passagiere ihre Flüge verpassten, obwohl sie mehrere Stunden vor Abflug am Airport waren.

Ein Prozent Flugausfall

Jetzt hat sich die Lage normalisiert: Seit mehreren Monaten falle nicht mehr als ein Prozent der Flüge aus, das sei eine übliche Größe, sagte Bischof. Im Sommer 2022 musste der Ferienflieger noch fünf Prozent absagen wegen Personalmangel bei der Airline selbst und vor allem dem Bodenpersonal an Airports. Im Herbst war zudem an vier Streiktagen der Piloten im Streit um Arbeitszeitregeln jeder zweite Flug ausgefallen. Die Gespräche mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit dauerten noch an. Er hoffe auf eine Einigung in absehbarer Zeit, sagte Bischof. Auch ärgerliche Flugzeitenänderungen soll es weniger geben.

Um die wachsenden Passagierzahlen zu bewältigen, hat Eurowings mehr als 1300 neue Mitarbeitende eingestellt. Die Belegschaft war nach dem Personalabbau in der Corona-Krise auf rund 4200 Ende September gewachsen. Die eigene Flotte von 101 Flugzeugen will die Airline in der Hochsaison um 24 Maschinen von drei anderen Gesellschaften aufstocken, indem Maschinen samt Personal geleast werden.

Mit 140 Zielen bietet die Gesellschaft so viele Flugziele an wie nie zuvor, erklärte der Eurowings-Chef. Eurowings wolle in diesem Sommer etwa so viele Sitzplätze anbieten wie 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Topziel sei weiterhin Mallorca. Im Sommer sollen fast 400 Flüge wöchentlich von mehr als 20 Flughäfen Touristen auf die spanische Insel bringen. Zugleich bietet Eurowings verstärkt längere Verbindungen an und baut das Angebot für die Türkei und Ägypten kräftig aus. Das Türkei-Geschäft werde durch Familienbesuche türkischstämmiger Kundschaft kräftig angekurbelt. Das Segment der Flüge, die Migranten zu ihren Familien und Freunden auf Heimatbesuch bringen, sei immer noch stark unterschätzt.

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