Forderung von Grüne und FDP Bund und Bahn lehnen Reservierungspflicht weiter ab
Berlin · Bund und Bahn lehnen eine Reservierungspflicht weiterhin ab. Grüne und FDP fordern eine gezielte Verteilung der Plätze im Zug als Corona-Prävention.
Monatelang war es für Bahnfahrer kein großes Problem, zum nächsten Mitreisenden genügend Abstand zu halten. Doch allmählich füllen sich die Züge wieder. Damit wächst auch die Furcht vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus wieder an. Denn Abstand zu halten ist in vollen Zügen schwierig.
Für die FDP und die Grünen ist es an der Zeit, dass die Bahn ihr Hygienekonzept überarbeitet. Deren Bahnexperten fordern eine Reservierungspflicht für die Fernzüge der Deutschen Bahn. Was im Flugzeug funktioniere, klappe auch im Zug, ist sich der Liberale Christian Jung sicher. Angesichts der aktuellen Situation könne die Reservierung kostenlos erfolgen. Momentan kostet ein gebuchter Sitzplatz in der zweiten Klasse vier Euro.
Spontane Fahrten seien wichtiger Wettbewerbsfaktor
Auch Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen, hält die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen für unzureichend. Das Reservierungssystem müsse überarbeitet werden und die Plätze mit Abstand verteilen, verlangt der Politiker. Bis dahin könnten in den Zügen einzelne Wagen für Risikogruppen vorgehalten werden. Die Bahnunternehmen sollten hierfür zeitlich befristet vom Bund eine Entschädigung für die hierdurch entgangenen Erlöse erhalten.
Sowohl die Bahn als auch das Verkehrsministerium wollen davon nichts wissen. „Wir sind ein offenes System“, betont Bahnchef Richard Lutz stets. Und der Sprecher des Bahnverkehrs, Achim Stauß, betont die Vorteile von jederzeit zugänglichen Zügen für die Kunden. Von zwangsweise großen Abständen zueinander hält er wenig. Sonst könnten Familien oder Pärchen nicht mehr zusammensitzen, warnt er.
Auch verweist das Unternehmen auf Tausende Besitzer einer Netzkarte. Deren Recht zur Nutzung aller Züge ist praktisch ein Vertragsbestandteil. Eine Reservierungspflicht würde das Unternehmen auch wirtschaftlich treffen. Die Möglichkeit zu einer spontanen Fahrt im Zug ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, der verloren gehen könnte. Das Problem mit ausreichend großen Abständen in den Zügen wird auch durch Maskenmuffel verursacht.
Zwar hält sich eine große Mehrheit der Fahrgäste an die Hygienevorgaben. Doch häufen sich die Berichte über einzelne Verweigerer der Maßnahmen. Das Zugpersonal ist dann in einer schwierigen Situation. Denn ein Bußgeld dürfen die Zugbegleiter nicht verhängen. Die Bundespolizei könnte renitente Passagiere zwar aus dem Zug verweisen. Doch deren Zuständigkeit müsste dafür rechtlich erst einmal klar geregelt werden. Denn die Durchsetzung der Maskenpflicht ist noch immer Sache der Länder.