Reaktion auf Niedrigwasser Bundesregierung erwägt Staudämme am Rhein

Düsseldorf/Berlin · Nach dem extremen Niedrigwasser 2018 denkt die Bundesregierung über Ausbauprojekte nach. Es werden etwa Staudämme am Rhein in Erwägung gezogen.

 Trocken gefallen: Der Rhein nach dem Hitzesommer 2018. Die Schifffahrt war vor allem im Herbst stark eingeschränkt.

Trocken gefallen: Der Rhein nach dem Hitzesommer 2018. Die Schifffahrt war vor allem im Herbst stark eingeschränkt.

Foto: Benjamin Westhoff

Der extrem trockene Sommer 2018 ist wohl vielen Bürgern noch in Erinnerung, Autofahrer und viele Unternehmen hatten eine besonders negative Erfahrung zu machen: Sprit war sehr teuer, weil die Raffinerien nicht ausreichend Nachschub hatten wegen Niedrigwassers im Rhein. Thyssenkrupp, Shell oder BASF erlitten Millionenschäden, weil Rheinschiffe Öl, Eisenerz und andere Rohstoffe nicht ausreichend lieferten.

Als Strategie, um Europas wichtigste Wasserstraße auch bei sehr wenig Regen schiffbar zu halten, gewinnt die Möglichkeit an Bedeutung, den Fluss an ausgewählten Stellen zu stauen. Das geht aus einer bisher unbekannten Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor. Stau- und Speicherlösungen seien "geeignet, einen Beitrag zur Sicherstellung zuverlässig kalkulierbarer Transportbedingungen am Rhein zu leisten", heißt es. Die "verbesserte Abladetiefe" würde helfen, Einschränkungen für die Binnenschifffahrt zu verringern."

Der aus Wesel kommende FDP-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuther sieht das ebenso: "Um die langfristige Schiffbarkeit auf dem Rheins sicherzustellen, darf die Errichtung von Staustufen kein Tabu mehr sein." Und weil es bisher keinen Zeitplan für die Prüfung der Staumauern gibt, fordert er: "Die Bundesregierung sollte in einer Machbarkeitsstudie die grundsätzliche Realisierbarkeit und Kosten eines solchen Projekts klären."

Auch der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) drängt darauf, Staustufen zu prüfen. "Das ist eine denkbare Option", sagt Geschäftsführer Jens Schwanen. Er fordert aber, dass andere Punkte aus dem "Aktionsplan Niedrigwasser", den die Bund esregierung Anfang Juli mit dem Verband und Unternehmen wie BASF und Evonik vereinbarte, zuerst erfüllt werden: So müsse es bessere Vorhersagen über Niedrigwasser geben sowie genauere Infos über die Fahrrinne. Außerdem sollten mehr Schiffe eingesetzt werden, die weniger Tiefgang haben.

Nichts von Staumauern hält Laura von Vittorelli vom Bund für Umweltschutz und Naturschutz (Bund). "Ein Anstauen des Rheins würde riesige Naturflächen zerstören", sagt sie. Es sei auch eine sinnlose Aktion: "Nur damit die Schiffe einige Wochen im Jahr besser durchkommen, müssten sie dann ja das ganze Jahr Schleusen passieren, was auch für die Fische sehr bedenklich wäre."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort