Anlageprodukte als Alternative Canada Life: Garantie zum Laufzeitende

Bonn · Der Aufbau einer Altersvorsorge ohne Garantien gilt in Deutschland als Vabanque-Spiel. Doch in Zeiten von Niedrigzinsen führt reines Sicherheitsdenken dazu, dass das Vermögen viel zu langsam wächst.

 Bei Canada Life in Köln arbeiten 156 Mitarbeiter.

Bei Canada Life in Köln arbeiten 156 Mitarbeiter.

Foto: Canada Life

Eine Alternative könnten daher Anlageprodukte sein, die erst zum Ende der Laufzeit eine Wertgarantie bieten. "Wir beobachten, dass die Stimmung gekippt ist, was klassische Garantien angeht", erklärt Bernard Rapp, stellvertretender Deutschlandchef von Canada Life.

Wie der Name schon verrät, gehört der Lebensversicherer einem kanadischen Konzern. Gegründet wurde er schon 1847, schuf 1904 seine ersten europäischen Filialen in London und Dublin und ist seit dem Jahr 2000 auf dem deutschen Markt - mit Niederlassungen in Köln und Neu-Isenburg bei Frankfurt. In angelsächsischen Ländern sei das Sicherheitsdenken weniger stark ausgeprägt, meint Rapp. "Dort fragt man sich: Muss ich tatsächlich Jahr für Jahr eine Garantie aussprechen?"

"Am Anfang sind wir belächelt worden, weil unsere fondsgebundene Altersvorsorge eine Wertentwicklung von etwa sechs Prozent in Aussicht stellte, während deutsche Versicherer dies mit jährlichen Garantien und praktisch ohne jedes Risiko fest versprechen konnten", sagt Rapp.

Doch inzwischen ist der jährliche Garantiezins für Lebensversicherungen auf 0,9 Prozent gesunken, während der UWP-Fonds seit seiner Erstauflage 2004 eine durchschnittliche jährliche Wertsteigerung von sechs Prozent (nach Abzug von Kosten) aufweist, wie Marketingdirektor Rapp erläutert.

UWP ist eine Abkürzung und steht für "Unitised With Profits", was mit "anteilsbezogene Gewinne" übersetzt werden könnte. UWP-Fonds bieten ihren Anlegern einen jährlich geglätteten Wertzuwachs. Mit Überschüssen aus sehr guten Jahren werden Perioden mit geringerem Wachstum oder gar Verluste ausgeglichen.

Der Anleger, der die ganze Laufzeit durchhält, bekommt in den letzten fünf Jahren vor Auszahlung entweder den geglätteten oder den tatsächlichen Wert seiner Anteile ausbezahlt, je nachdem, welcher Wert höher ist. Augenblicklich liegt der geglättete Wertzuwachs, der jährlich im Voraus festgelegt wird, bei 2,1 Prozent, und das das fünfte Jahr in Folge.

Weil weniger Garantien als für die traditionelle Kapitallebensversicherung geboten werden, kann der UWP-Fonds mehr Risiko eingehen: Im Portfolio hat er 40 bis 50 Prozent Aktien, der Rest sind festverzinsliche Staats- und Unternehmensanleihen. Deutsche Lebensversicherer würden hingegen in der Regel nur drei bis vier Prozent Aktien beimischen, beim Marktführer Allianz seien es zehn Prozent, berichtet Rapp.

Dabei haben Niedrigzinspolitik und damit einhergehende sinkende Renditen auch in Deutschland die Politik umdenken lassen. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz, das 2018 in Kraft tritt, eröffnet die Möglichkeit, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam eine Rentenversicherung auflegen, die keine Mindestleistungen mehr bietet, sondern eine Zielrente. Eine bestimmte Rentenhöhe wird dabei nur angestrebt.

Wird sie nicht erreicht, muss der Arbeitgeber nicht für die Differenz haften. Die Idee ist dieselbe wie beim UWP-Fonds: Mehr Risiko, sprich mehr Aktien, sollen unterm Strich mehr Rendite bringen. Die Altersvorsorge macht mit 72 Prozent der Verträge das Hauptgeschäft von Canada Life in Deutschland aus. Der Rest sind Risikoversicherungen, etwa gegen schwere Krankheiten und gegen Berufsunfähigkeit.

Versicherte erwerben in jedem Fall eine irische Police, die einer dreifachen Aufsicht unterliegt: der Kontrolle durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) über das deutsche Versicherungsvertragsgesetz, der irischen Finanzaufsicht sowie der kanadischen Aufsicht wegen der Konzernmutter.

Beim Neugeschäft, das 2016 gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf knapp 83 Millionen Euro stieg, sieht das Unternehmen Wachstumschancen bei der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Sie machte beim Neugeschäft im vergangenen Jahr fast 27 Prozent vom Gesamtumsatz aus. Rapp begrüßt, dass Arbeitnehmer künftig acht Prozent des Bruttolohns bis zur Beitragsbemessungsgrenze in eine bAV einzahlen können, bisher sind es vier Prozent.

Canada Life sieht seine Neukunden vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen mit 50 bis 100 Mitarbeitern, weil dort Betriebsrenten bisher nicht so verbreitet sind.

Canada Life verwaltete in Deutschland im vergangenen Jahr den Angaben zufolge ein Vermögen von 5,3 Milliarden Euro, die Beitragseinnahmen lagen bei 656 Millionen Euro. In Köln sind 156 Mitarbeiter beschäftigt, in Neu-Isenburg weitere 187. Die Ratingagentur Assekurata vergab zuletzt immer wieder Bestnoten für die Bonität des Versicherers.

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