Annäherung im Handelsstreit China kommt den USA bei Autozöllen entgegen

Frankfurt · Im Handelsstreit nähern sich China und die USA an. Peking senkt die Autozölle. Das kommt auch deutschen Herstellern zugute.

Der deutsche Autobauer BMW ist nicht nur der größte Autoexporteur der USA. BMW hat auch sein weltweit größtes Fertigungswerk in South Carolina stehen. Und viele der Autos, die in den USA gebaut werden, landen in China. Deswegen hatten die beiden deutschen Premiumautobauer Daimler und BMW in den vergangenen Monaten ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr nach unten korrigieren müssen. Als Grund gaben die Autobauer den sich zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den USA und China an.

Dass China nun die Einfuhrzölle auf Autos und Autoteile aus den USA von 40 auf 15 Prozent senken will, dürfte deswegen in München und Stuttgart für ein Aufatmen gesorgt haben. „Das ist natürlich eine erhebliche Erleichterung für die deutschen Hersteller, die in Amerika produzieren und viele Fahrzeuge nach China importieren“, sagte Stefan Bratzel, Autowirtschaftsexperte an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch-Gladbach. „Und entsprechend wird das auch die Absätze zumindest in den nächsten drei Monaten beschleunigen.“ Im zweistelligen Prozentbereich liegt der Anteil an Fahrzeugen, die Daimler oder BMW in den USA produzieren und dann nach China verkaufen.

Das Friedenssignal im Handelsstreit macht die in den USA gefertigten Autos in China nun wieder billiger – und damit konkurrenzfähiger. Zugute kommen könnte den Autobauern zudem noch ein weiterer Effekt: Da die Zölle nur für die kommenden drei Monate ausgesetzt sind und niemand weiß, wie der Konflikt sich weiter entwickeln wird, dürften Käufer in China die Situation ausnutzen und Käufe vorziehen.

Das wiederum dürfte der Autobranche insgesamt – und speziell in Deutschland – gut tun. Denn am Freitag hat der europäische Autoverband bekannt gegeben, dass die Absätze der Branche in Europa im November im Vergleich zum Vorjahr um rund acht Prozent zurückgegangen sind. Grund ist unter anderem ein seit 1. September in Kraft getretenes neues Abgas-Zulassungsverfahren.

Die Erleichterung über das chinesische Entgegenkommen gegenüber den USA ließ sich auch an den Börsenkursen der Autobauer ablesen. Im Tagesverlauf haben sich vor allem Papiere von BMW und Daimler von zeitweise hohen Verlusten am Vormittag wieder erholt. Doch auch andere Autohersteller können nun natürlich wieder etwas aufatmen. So hat der amerikanische Elektroauto-Hersteller Tesla prompt reagiert. Auf der chinesischen Website des Unternehmen hat Tesla den Preis für bestimmte Baureihen seines Modell S beispielsweise um bis zu 105 000 Yuan gesenkt – das sind umgerechnet rund 13 500 Euro. „Auch einheimische Hersteller in den USA, wie Tesla, werden stark profitieren von dieser teilweisen Zollsenkung“, meint Bratzel.

Ein wenig aufatmen dürften schließlich auch andere Wirtschaftsbranchen. Denn eine Annäherung zwischen den USA in dem festgefahrenen und aggressiv betriebenen Handelskonflikt stellt für viele international agierende Unternehmen aktuell eines der größten Risiken dar. Volkswirtschaftlich halten sich die Auswirkungen bislang noch in Grenzen.

Doch langsam mehren sich die Anzeichen, dass China es durch den Zollstreit mit wirtschaftlichem Gegenwind zu tun hat. So ist nach jüngsten Daten das Wachstum des chinesischen Einzelhandels auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gefallen. Und auch in der Industrieproduktion in China fiel der Zuwachs mit 5,4 Prozent im November so gering aus wie zuletzt vor einem Jahrzehnt.

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