Klimaschutz in Unternehmen Dax-Konzerne offen für CO2-Preis

Bonn · Eine Umfrage zeigt: Unternehmen sehen das Klimaschutzkapitel im Entwurf zum Koalitionsvertrag von Union und SPD als enttäuschend an. Sie wollen längst weiter gehen.

 Ein Braunkohlekraftwerk von Vattenfall im brandenburgischen Jänschwalde: Stromerzeuger müssen für den CO2-Ausstoß Verschmutzungsrechte erwerben.

Ein Braunkohlekraftwerk von Vattenfall im brandenburgischen Jänschwalde: Stromerzeuger müssen für den CO2-Ausstoß Verschmutzungsrechte erwerben.

Foto: picture alliance / dpa

Deutsche Konzerne sind nach einer Umfrage des Handelsblatts offen für einen Kohlendioxidpreis, wenn er denn global erhoben würde. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den 30 führenden Unternehmen im Dax, über die das „Handelsblatt“ am Montag berichtete. So forderte die Deutsche Post in der Befragung, die die Wirtschaftszeitung selbst vornahm, einen „idealerweise globalen, marktbasierten Mechanismus, um CO2-Emissionen einen fairen Preis zu geben“. Außerdem bekannten sich die Unternehmen zum Ziel, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen.

Der Koalitionsvertrag, den CDU/CSU und SPD ausgearbeitet haben, erscheint den Unternehmen wenig ehrgeizig. So bekennen sich die Parteien zu den international ausgehandelten Klimazielen, doch der Weg dahin bleibt offen. Die künftigen Regierungspartner wollen lediglich eine Kommission einsetzen, die ein „Aktionsprogramm“ ausarbeiten soll.

Kohlendioxid kostet die Industrie schon heute

Schon heute müssen die Industrie und Stromerzeuger für den Ausstoß von Kohlendioxid einen Preis zahlen, wenn er ein bestimmtes Level übersteigt, und zwar in Form von Verschmutzungsrechten oder Zertifikaten. Allerdings leidet der Emissionshandel an einem Überangebot solcher Zertifikate, so dass der Preis in den Keller gerutscht ist. Würde es einen festen CO2-Preis geben, könnte das nicht mehr passieren. Außerdem sollen sämtliche Branchen für den Ausstoß von klimaschädlichem Gas zahlen, also auch die Landwirtschaft, der Verkehr, das Gewerbe, Handel und Dienstleistungen.

VW erklärte in der Umfrage, ein CO2-Preis sei ein „besonders einfaches Steuerungsmodell, um das gewünschte Klimaziel zu erreichen“. Der Stahlkonzern Thyssen-Krupp forderte, dass die verschiedenen existierenden Preissysteme, die nach Branchen und Regionen variierten, harmonisiert würden. Einige Unternehmen wie Siemens und die Commerzbank haben sich bereits der „Carbon Prizing Leadership Coalition“ der Weltbank angeschlossen, die für einen weltweit gültigen CO2-Preis eintritt. In ihren Nachhaltigkeitsberichten veröffentlichen die Dax-Konzerne regelmäßig ihre Klimaziele und die Wege dahin. Als Vorreiter gilt die Post mit dem batteriebetriebenen Transporter E-Scooter, der mittelfristig die gesamte Zustellflotte ersetzen soll.

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