Börse in Frankfurt Dax stark erholt - versöhnliche US-Töne im Handelsstreit

Frankfurt/Main · Die jüngste Erholung am deutschen Aktienmarkt hat sich am Donnerstag deutlich beschleunigt. Unter den Anlegern sorgten beschwichtigende Äußerungen der US-Regierung im Handelsstreit mit China für spürbare Erleichterung.

Der Dax baute seine Gewinne stetig aus und schloss 2,90 Prozent höher bei 12 305,19 Punkten. Der deutsche Leitindex erreichte das höchste Niveau seit rund zwei Wochen und verzeichnete den größten prozentualen Tagesgewinn seit etwa einem Jahr.

Gestützt wurde der Aktienmarkt außerdem vom schwachen Euro, der sich über Nacht unter der Marke von 1,23 US-Dollar etabliert hatte - und so die Exportbedingungen für europäische Unternehmen erleichterte. Vor diesem Hintergrund kletterte der MDax der mittelgroßen Werte um 2,17 Prozent auf 25 679,26 Punkte. Der zuletzt besonders stark gebeutelte Technologiewerte-Index TecDax schnellte sogar um 3,61 Prozent auf 2512,98 Zähler in die Höhe. Er erlebte den besten Tag seit August 2015.

Im Umfeld von US-Präsident Donald Trump wurden zuletzt mildere Töne angestimmt. Sein neuer Chef-Wirtschaftsberater Larry Kudlow hält es für möglich, dass die verhängten Strafzölle am Ende nicht in Kraft treten werden. Er hatte Trump zudem als Anhänger des freien Handels bezeichnet. Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader sprach daraufhin von "versöhnlichen Worten in Richtung Peking". Diese hatten am Vorabend bereits in New York die Kurse beflügelt.

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mutmaßte, dass sich hinter den bisherigen Zollankündigungen der USA strategische Schachzüge verstecken. "Dies würde ins bekannte Bild passen, wonach Donald Trump immer wieder durch offensive Rhetorik versucht, seine vermeintlichen Gegner in Zugzwang zu bringen", schrieb Investmentanalyst Clemens Bundschuh. Am Ende könnte es seiner Meinung nach das Ziel sein, einen besseren Deal für die eigene Seite auszuhandeln. Im Hauptszenario geht die LBBW weiterhin von einem "Handelspoker ohne Eskalation" aus.

Im Dax zogen die Aktien des Chipherstellers Infineon um 3,44 Prozent an. Auch Bankenwerte nahmen überdurchschnittlich an der Erholung teil. So stiegen die Anteilsscheine der Commerzbank um 4,00 Prozent und diejenigen der Deutschen Bank um 4,41 Prozent. Der Dax kam gänzlich ohne Verlierer aus.

Im MDax sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. In einem freundlichen Branchenumfeld für Stahlwerte waren Salzgitter-Titel mit einem Kursgewinn von rund 4,5 Prozent einer der Favoriten. Die Papiere des Kupferkonzerns Aurubis rückten um gut 4 Prozent vor.

Der Windanlagen-Hersteller Nordex ragte im TecDax mit einem Sprung um mehr als 17 Prozent heraus. Nach einem jüngst erreichten Kurstief seit fünf Jahren hatte den Anlegern ein kräftiger Anstieg der Auftragseingänge wieder Hoffnung auf bessere Zeiten gemacht.

Für Gesprächsstoff sorgte außerdem ein Börsengang. Die Papiere des Immobilienunternehmens Godewind waren mit 3,60 Euro ziemlich trübe in den Handel gestartet. Sie schlossen schließlich bei 3,75 Euro. Der Ausgabepreis hatte bei 4,00 Euro je Aktie gelegen.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zog um 2,68 Prozent auf 3429,95 Punkte an. Der französische CAC-40 und der britische FTSE 100 schlossen ebenfalls deutlich im Plus. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gewann zum europäischen Handelsschluss mehr als 1 Prozent.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,32 Prozent am Vortag auf 0,35 Prozent. Der Rentenindex Rex verlor 0,14 Prozent auf 140,20 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,16 Prozent auf 159,04 Punkte nach. Der Kurs des Euro fiel und notierte zuletzt bei 1,2228 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,2260 (Mittwoch: 1,2276) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8157 (0,8146) Euro.

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