Kommentar zum Verpackungsmüll Der bequeme Verbraucher

Meinung | Bonn · Dass die Deutschen Verpackungsmüllmeister in Europa sind, ist angesichts der Coffee-to-go-Unkultur nicht überraschend, kommentiert GA-Redakteurin Ulla Thiede.

 Viele Einwegbecher landen in der Umwelt.

Viele Einwegbecher landen in der Umwelt.

Foto: dpa

Irgendwann hatte es mich auch gepackt: Latte Macchiato. Früher hatte es den Espresso beim Italiener um die Ecke gegeben, später boten die neuen Cafés Cappuccino an, und dann das neue Heißgetränk: viel Milch plus einen Espresso und eine Extraportion Schaum obendrauf. Dass es ihn plötzlich in Berlin-Mitte in der Umgebung des Büros in schicken neuen Bistros an jeder Ecke als Coffee-to-go gab, trug bei mir zu seinem Siegeszug bei.

18 Jahre später von Berlin nach Bonn: Jeder Eckimbiss, jede Tankstelle, selbst Traditionskaffeehäuser bieten Kaffee zum Mitnehmen an. 40 000 Einwegbecher werden in der Bundesstadt täglich weggeworfen, bundesweit kommen wir im Jahr auf drei Milliarden Einwegbecher. 70 Prozent der Verbraucher greifen häufig oder gelegentlich zum Coffee-to-go-Gefäß – aus Papier mit Kunststoffbeschichtung, Polystyrol oder Styropor. Für den gedankenlosen Kaffeekonsum werden jährlich Tausende Bäume gefällt und 22 000 Tonnen Rohöl verbraucht. Und was nicht nach 15 Minuten im Papierkorb landet, verschmutzt zudem noch Straßen und Parks.

Dass wir auch noch Verpackungsmüllmeister in Europa sind, ist angesichts der Coffee-to-go-Unkultur nicht überraschend. Wie es gehen kann, zeigt das Ende der Plastiktüte an der Kasse in vielen Geschäften. Diese Aktion läuft aber ins Leere, wenn gleichzeitig Supermärkte Obst und Gemüse fertig geschnitten in immer kleineren Portionen aufwendig verpackt im Kühlregal anbieten. Diesen Unsinn gäbe es nicht, wenn der Verbraucher ihn nicht nachfragen würde. So muss sich jeder selbst auch immer wieder an die Nase fassen.

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