Diesel soll bleiben Deutsche Autobauer halten am Diesel fest

Frankfurt · Die Hersteller wollen Dieselfahrzeuge beibehalten. Der Nachfragerückgang in China macht den Konzernen Sorge. Insgesamt werden die Autoverkäufe nach Rechnung der beiden Autoverbände in diesem Jahr in Deutschland leicht zurückgehen

 Mitarbeiter montieren bei Mercedes-Benz eine S-Klasse. Ohne Verbrennungsmotoren geht es noch nicht.

Mitarbeiter montieren bei Mercedes-Benz eine S-Klasse. Ohne Verbrennungsmotoren geht es noch nicht.

Foto: picture alliance/dpa

Die deutschen Autobauer halten trotz Dieselskandal und Diskussionen über Fahrverbote in deutschen Großstädten am Diesel fest. Es sei im Sinne des Klimaschutzes, wenn der zuletzt stark gesunkene Diesel-Anteil an verkauften Fahrzeugen hierzulande wieder steige. Das sagte Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) in Berlin: „Wir dürfen den Blick auf CO2 vor lauter Diskussionen über Stickstoffdioxid nicht verstellen“. Auch wenn die Zukunft des Autos elektrisch sei, so würden Verbrennungsmotoren noch lange Zeit gebraucht.

In der Tat helfen Dieselmotoren dabei, den CO2 Ausstoß im Straßenverkehr zu begrenzen. Denn im Vergleich zu Benzinmotoren fällt der CO2-Ausstoß bei Dieselmotoren geringer aus. Diesel aber stehen wegen des Ausstoßes von gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid in der Kritik. Deswegen müssen manche Großstädte in Deutschland für Straßen oder Teile ihrer Innenstädte Diesel-Fahrverbote erlassen. Die Autobranche müsse jedenfalls mit dem CO2-Vorteil seiner Dieselfahrzeuge wieder stärker werben, sagte Mattes.

Dabei haben die hiesigen, aber auch ausländische Autohersteller in Deutschland herausgestellt, dass im vergangenen Monat der Verkauf von neueren Dieselfahrzeugen stark zugenommen hätte, die in die Schadstoffnorm Euro-6d-Temp fallen. Die sollen weniger Stickstoffdioxid produzieren. Der Verband der deutschen, aber auch der internationalen Autohersteller gaben an, dass rund zwei Drittel der neu verkauften Diesel im November der anspruchsvolleren Norm entsprochen habe. Deswegen hat sich der Präsident des Verbandes der internationalen Autohersteller, Reinhard Zirpel, gegen Fahrverbote in Städten ausgesprochen: Der Austausch von älteren Dieselmodellen gegen neuere zeige bereits Wirkung. Diese Entwicklung würden die deutschen aber auch die ausländischen Hersteller zudem mit Umweltprämien fördern.

„Die Anzahl der Grenzwertüberschreitungen wird deutlich abnehmen, die Luftqualität verbessert sich also stetig“, sagte Zirkel in Frankfurt. Wegen der bereits erreichten Verbesserungen durch Software-Updates der Hersteller bei manchen Motoren lehnt der Verband der Autoimporteure Hardware-Nachrüstungen nach wie vor ab.

Deutsche Autoindustrie spürt den Gegenwind

Insgesamt werden die Autoverkäufe nach Rechnung der beiden Autoverbände in diesem Jahr in Deutschland leicht zurückgehen – um rund ein Prozent. Statt der erwarteten 3,5 Millionen Neuzulassungen würden es in diesem Jahr wohl nur 3,4 Millionen werden. „Die Entwicklung des deutschen Pkw-Marktes 2018 ist erfreulich“, hob Bernhard Mattes hervor. Trotz vieler Widrigkeiten – unter anderem Handelszölle zwischen den USA und China – habe sich der Markt als sehr robust erwiesen.

Die deutsche Autoindustrie jedenfalls spürt deutlich den Gegenwind durch den Handelskonflikt zwischen den beiden weltgrößten Wirtschaftsnationen. So sind die Exporte deutscher Hersteller aus den USA in Richtung China in den ersten zehn Monaten des Jahres um rund ein Drittel geschrumpft. In diesem Jahr werden nach Ansicht des VDA auch in China die Autoverkäufe um rund ein Prozent kleiner ausfallen als im Vorjahr. Das kann sich deswegen zu einem Problem für die deutschen Autobauer auswachsen, weil der chinesische Markt der wichtigste Absatzmarkt für die Branche: China wirkte in den vergangenen Jahren für die deutsche Autoindustrie wie eine kräftig ziehende Lokomotive.

Der VDA verteidigte bei der Vorstellung seiner Jahresbilanz die Reise von Spitzenmanagern der deutschen Autobranche nach Washington. Dort trafen sie sich am Dienstag zu Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump. Mattes verwies darauf, dass die Top-Manager von Volkswagen Daimler und BMW vor allem über ihre Pläne für den US-Markt gesprochen hätten, nicht über Handelsfragen. Im Vorfeld der Reise der Autobosse in das Weiße Haus war Kritik aufgekommen, weil Handelsfragen Regierungsangelegenheit sind; in diesem Fall ist die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zuständig.

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