Kommentar zu deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen Deutschen fehlt Vision

Meinung | Peking · Der Aufkauf deutscher Hidden-Champions reiht sich ein in den Plan Chinas, bis 2025 zur führenden Technologienation aufzusteigen. Darauf muss Deutschland reagieren, aber richtig, kommentiert Felix Lee.

 Ein Kukaroboter baut eine Batterie in einen Mercedes ein. Der bayerische Hersteller Kuka gehört mehrheitlich Chinesen.

Ein Kukaroboter baut eine Batterie in einen Mercedes ein. Der bayerische Hersteller Kuka gehört mehrheitlich Chinesen.

Foto: picture alliance / Carmen Jasper

Chinas Botschafter wirft Deutschland Protektionismus vor. Eine auf den ersten Blick absurde Unterstellung. Schließlich hat China jahrezehntelang ausländische Investoren zu Zwangspartnerschaft und Techniktransfer gezwungen. Erst jetzt hat sich die chinesische Führung bereit erklärt, diese Restriktion langsam aufzuheben. Und doch ist der Vorwurf des chinesischen Botschafters berechtigt. Nach der Übernahme des Augsburger Roboterherstellers Kuka durch einen chinesischen Konzern hat Deutschland die Bestimmungen des Außenwirtschaftsgesetzes tatsächlich verschärft und versucht nun, diese auch auf EU-Ebene umzusetzen. Dabei haben die Deutschen in der Summe nach wie vor sehr viel mehr im Reich der Mitte investiert als umgekehrt.

Was vielen Deutschen Angst macht, ist das Tempo. Während vor zehn Jahren chinesische Investitionen in Deutschland quasi nicht existent waren, lagen sie im vergangenen Jahr bei fast 14 Milliarden Dollar. Und das Interesse gerade an deutschen High-Tech-Unternehmen wird in den nächsten Jahren ungebrochen bleiben. Der Aufkauf deutscher Hidden-Champions reiht sich ein in den Plan Chinas, bis 2025 zur führenden Technologienation aufzusteigen.

Die Sorge vor der Konkurrenz aus Fernost ist verständlich. Doch wenn die Bundesregierung nun plötzlich den Chinesen Investitionen vorenthalten will, entspricht das nicht gerade dem Geist des freien Marktes, den sie selbst immer propagiert. Das Problem sind denn auch nicht die chinesischen Investitionen an sich, sondern dass Deutschland trotz seiner Wirtschaftsstärke keine eigene industriepolitische Vision hat. Es wird Zeit, dass Merkel einen Plan entwickelt. Dann müsste hier auch niemand die Chinesen fürchten

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