EU-Nachfrage wächst Deutscher Export behauptet starke Stellung auf dem Weltmarkt

Wiesbaden · US-Präsident Trump sorgt mit Strafzöllen und Angriffen auf den freien Welthandel für Verunsicherung. Noch läuft das Exportgeschäft deutscher Unternehmen rund. Anlass zu Euphorie sieht die Wirtschaft aber nicht.

 Güterzüge mit Neuwagen von Volkswagen: Deutschlands Exportwirtschaft hat bislang den von den USA angeheizten internationalen Handelskonflikten getrotzt.

Güterzüge mit Neuwagen von Volkswagen: Deutschlands Exportwirtschaft hat bislang den von den USA angeheizten internationalen Handelskonflikten getrotzt.

Foto: Julian Stratenschulte

Getragen von der Nachfrage in Europa bleiben Deutschlands Exporteure trotz internationaler Handelskonflikte auf Erfolgskurs. Im ersten Halbjahr gingen Waren "Made in Germany" im Wert von 662,8 Milliarden Euro in alle Welt.

Das waren 3,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. "Der deutsche Außenhandel hat ein starkes erstes Halbjahr 2018 hingelegt", sagte der Präsident des Außenhandelsverband BGA, Holger Bingmann. Andere Konjunkturdaten enttäuschten dagegen.

Trotz der guten Zahlen zeigte sich Bingmann besorgt: "Allerdings wird uns das eruptive und eskalative Handeln von US-Präsident Trump wohl noch öfter die Sprache verschlagen – mit unkalkulierbaren Folgen für die Weltwirtschaft."

Kritisch äußerte sich der BGA-Präsident zu den am Dienstag wieder in Kraft getretenen US-Sanktionen gegen den Iran. Als Folge sei ein Rückgang in den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran zu befürchten. Donald Trump hatte andere Staaten davor gewarnt, mit der Islamischen Republik Handel zu treiben.

Besonders deutlich stiegen im ersten Halbjahr die Ausfuhren in die Länder der Europäischen Union (plus 5,4 Prozent). Europa ist der wichtigste Absatzmarkt für "Made in Germany". "Die gute Weltkonjunktur und auch die Nachfrage in der EU stützen die deutschen Ausfuhren", erläuterte der Außenwirtschaftsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Kevin Heidenreich.

BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang warnte: "Die Exportzahlen dürfen nicht über die bestehenden Risiken im globalen Handel hinwegtäuschen. Der Zollstreit zwischen den USA und China, unter dem auch deutsche Unternehmen leiden, droht zu eskalieren." Jetzt komme es umso mehr darauf an, die Welthandelsorganisation WTO zu stärken.

Die ersten deutschen Konzerne bekommen die Verwerfungen bereits zu spüren. So hatte der Autobauer Daimler seine Gewinnprognose gesenkt, weil China in dem Konflikt mit Washington Zusatzzölle auf in den USA gebaute Autos erhebt. VW-Chef Herbert Diess erklärte jüngst, eine drohende Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA, China und der EU sorge für Herausforderungen.

Im Geschäft mit den USA zeigten sich Bremsspuren des Handelskonflikts zwischen Washington und der Europäischen Union (EU). Die Ausfuhren auf den wichtigsten Einzelmarkt für Waren aus Deutschland stiegen trotz eines starken Juni-Wertes im ersten Halbjahr lediglich um 0,8 Prozent. Die Exporte nach China wuchsen hingegen um 10,3 Prozent.

Trotz einer Annäherung ist der Streit zwischen der EU und den USA noch nicht ausgestanden. Zugleich spitzt sich der Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu. Das könnte auch deutsche Firmen treffen, die in China produzierte Waren in die USA ausführen. China ist gemessen am Handelsvolumen - Importe und Exporte - der wichtigste Einzelmarkt für den deutschen Außenhandel.

Noch stärker als die Exporte legten nach einem Rekordwert im Juni die Importe zu. Sie stiegen in den ersten sechs Monaten um 4,8 Prozent auf 541,3 Milliarden Euro. Im Juni erreichten die Einfuhren mit 93,7 Milliarden Euro (plus 10,2 Prozent) den Angaben zufolge den höchsten nachgewiesenen Monatswert. Die gute Konjunktur in Deutschland und die steigende Beschäftigung erhöhen die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland.

Die Ausfuhren stiegen im Juni um 7,8 Prozent auf 115,5 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vormonat blieben die Exporte unverändert, die Importe legten um 1,2 Prozent zu.

Enttäuschende Konjunkturdaten kamen vom verarbeitenden Gewerbe. Die Produktion fiel im Juni im Monats- und im Jahresvergleich schwächer aus als erwartet. Am Montag hatte bereits der Auftragseingang in der Industrie für einen Dämpfer gesorgt. Der Aufschwung in Deutschland geht nach Einschätzung von Volkswirten weiter, er dürfte aber schwächer ausfallen als zunächst angenommen.

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