Deutsche Bank im Sinkflug Die größten Kapitalvernichter an der Börse

Frankfurt · Aktionärsschützer legen eine Schwarzliste mit Unternehmen im Dax vor. Auch deutsche Modehersteller gehören dazu.

 Frankfurter Börse: Die DSW listet auf, mit welchen Aktien das meiste Geld verbrannt wurde.

Frankfurter Börse: Die DSW listet auf, mit welchen Aktien das meiste Geld verbrannt wurde.

Foto: picture alliance

Mologen ist ein Berliner Unternehmen, von dem viele Menschen wahrscheinlich noch nichts gehört haben. Es ist im regulierten Prime-Standard der Börse gelistet und forscht in der biopharmazeutischen Industrie. Mologen will das körpereigene Immunsystem nutzbar machen für Krebstherapien, und: Mologen steht auf Platz 1 der Schwarzliste der Aktionärsschützer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Das Unternehmen hat das hehre Ziel, die Welt zu verbessern und Krankheiten zu bekämpfen“, sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. „Aber die Aktie ist überhaupt nicht stark, da wurde sehr viel Geld verbrannt – mehr oder minder alles“.

In der Tat sieht die Bilanz an der Börse desaströs aus: In den letzten fünf Jahren liegt der Verlust der Mologen-Aktien bei fast 97 Prozent. Kosteten die Papiere vor fünf Jahren noch über 50 Euro, waren es gestern nur noch etwa 3,50 Euro. Unter anderem irreführende Erfolgsmeldungen bei der Krebsforschung und ein Machtkampf unter Großinvestoren haben die Aktien in den Keller rauschen lassen. Gestern krachten die Aktien zeitweise noch einmal um 20 Prozent ab, nachdem das Unternehmen die Ausgabe neuer Aktien bekannt gegeben hatte, also eine Kapitalerhöhung.

Der durch einen Bilanzskandal angeschlagene Möbelhersteller Steinhoff findet sich wie im vergangenen Jahr nach wie vor ganz oben auf Platz zwei der DSW-Schwarzliste. Maßgeblich für die Platzierung ist die Entwicklung des Aktienkurses der Börsenunternehmen, betrachtet wurden die Zeiträume ein, drei und fünf Jahre. Neu unter die ersten 10 der größten Geldvernichter haben sich im vergangenen Jahr die beiden Modekonzerne Tom Tailor und Gerry Weber eingereiht. Gerry Weber hat im Januar Insolvenz anmelden müssen. „Die Modebranche ist im Umbruch. Es gibt den Luxusbereich, in dem sehr viel Geld verdient wird. Und es gibt den Billigbereich mit Marken wie Primark und H&M. Auch die verdienen Geld. Gerry Weber und Tom Tailor stehen in der Mitte – und diese Mitte bricht zunehmend weg“, sagte Tüngler.

Schutzvereinigung gegen Fusion der Großbanken

Solche Branchenübergreifenden Veränderungen sind ein Grund für Probleme der Unternehmen und ihr schlechtes Abschneiden an der Börse. Doch auch andere Entwicklungen spiegeln sich darin wieder. Bayer etwa hat sich durch die Monsanto-Übernahme hohe Risiken eingekauft – Platz 34. Die Commerzbank belegt den 25. Platz und die Deutsche Bank liegt sogar auf Rang 10 der Wertvernichter. Allein im vergangenen Jahr hat die Deutsche Bank Aktie noch einmal 56 Prozent verloren. Beide Banken befinden sich gerade in Gesprächen, um die Möglichkeit einer Fusion auszuloten.

Die Politik macht dabei Druck. Die Aktionärsschützer sehen das anders. „Ich halte diese Fusionsidee für wirtschaftlich völlig unsinnig“, kritisierte DSW-Vizepräsident Klaus Nieding. „Es würde ja kein internationaler Champion entstehen, es bliebe auch nach einer Fusion nur ein nationaler Champion. Und der einzige, der die Zeche zu bezahlen hätte, wären die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“. Nieding schätzt, dass durch einen Zusammenschluss bis zu 50.000 Stellen in einer fusionierten Großbank wegfallen würden.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz vertritt die Interessen von Aktionären - und besucht deswegen auch die Hauptversammlungen der Börsenkonzerne, um ihren Forderungen und zuweilen auch ihrer deutlichen Kritik Gehör zu verschaffen. Auch in diesem Jahr werden sie wegen des Dieselskandals kritische Fragen stellen an die Autobauer Volkswagen, Porsche und Daimler.

Negativbeispiel Wirecard

Und sie werden etwa bei Wirecard nachfragen, ob das Unternehmen früher von einem Verdacht gegen Mitarbeiter in Singapur hätte warnen sollen. In Folge solcher Verdachtsmomente, Gerüchte und Medienberichte sind die Papiere des Zahlungsdienstleisters in schwere Turbulenzen geraten und in die Tiefe gerauscht. Den Prüfbericht zu den Vorwürfen will Wirecard in den nächsten Wochen vorstellen. Am Dienstag allerdings gab der Dax-Aufsteiger bekannt, dass ein Manager in Singapur beurlaubt worden sei. Anleger zogen deswegen einmal mehr an der Börse die Reißleine. Die Aktien gehörten deshalb am Mittwoch zu den großen Verliefern in Frankfurt.

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