Einsparpotenzial beim Heizen So wird das Haus klimafreundlich gestaltet

Düsseldorf · Zwei Drittel des privaten Energieverbrauchs hängen mit dem Heizen zusammen. Wer sparen will, sollte auf Wände, Fenster und Heizung schauen. Die KfW unterstützt die Sanierung mit günstigen Krediten.

Die Dachsanierung ist nur ein Weg, um Energie bei Heizen zu sparen.

Die Dachsanierung ist nur ein Weg, um Energie bei Heizen zu sparen.

Foto: picture alliance / dpa/Michael Reichel

Während rund um den Globus die Klimaschützer mit Freitagsdemonstrationen für ihre Belange trommeln, rückt stärker das in den Mittelpunkt, was der einzelne leisten kann. Ein immenses Einsparpotenzial schlummert in den eigenen vier Wänden. Etwas mehr als ein Viertel der in Deutschland verbrauchten Energie fällt bei den privaten Haushalten an. Ein Wert, der trotz fortschreitender Technik seit den 1990er Jahren nahezu unverändert ist.

Einsparungen können dort im Kleinen anfangen, etwa beim flächendeckenden Einsatz energiesparender LED-Birnen, beim disziplinierten Warmwasserverbrauch, mit Verzicht auf den Stand-by-Modus am Fernseher. Doch das eigentliche Zauberwort lautet „energetische Gebäudesanierung“. Nach Angaben des Umweltbundesamts hängen mehr als zwei Drittel des privaten Energieverbrauchs mit dem Thema Heizung zusammen.

Hausbesitzer sollten dabei allerdings mit Bedacht vorgehen, sagt Christian Handwerk, Experte fürs Thema bei der Verbraucherzentrale NRW: „Bei einer energetischen Gebäudesanierung muss nicht jede ökologisch sinnvolle Maßnahme auch ökonomisch richtig sein.“ Deshalb mache es Sinn, dass Hausbesitzer, die eine ältere Immobilie energetisch ertüchtigen wollen, sich zunächst ein umfassendes Bild des Zustands verschafften.

Doch nicht jeder verfügt über ausreichendes Wissen. „Wer selbst nicht vom Fach ist, sollte sich dafür externe Expertise holen“, sagt Handwerk. Die Verbraucherzentralen bieten beispielsweise eine entsprechende Energieberatung an, die dann direkt vor Ort stattfindet. Es gibt aber auch viele andere Energieberater, die eine solche Einschätzung abgeben können. Handwerk weist jedoch darauf hin, dass der Begriff nicht geschützt ist: „Man sollte dann darauf achten, dass ein Energieberater als Experte beispielsweise beim Bundesamt für Ausfuhrkontrolle oder der KfW gelistet ist.“

Wer sich anschließend für das große Paket entscheidet, also die energetische Komplettsanierung, die sowohl die Heizungsanlage als auch die Außenbauteile umfasst, sollte zunächst die Gebäudehülle in den Blick nehmen. „Wände, Bodenplatte, das Dach, die oberste Geschossdecke – all diese lassen sich durch eine Wärmedämmung aufwerten“, sagt Verbraucherschützer Handwerk. „Wobei allerdings der technische Aufwand höchst unterschiedlich ist und damit die Bewertung der Wirtschaftlichkeit variieren kann.“

Zur Gebäudehülle gehören auch die Fenster. „Heute durchaus übliche Dreifachverglasungen sind dabei nur noch unwesentlich teurer als Zweifachverglasungen“, sagt Handwerk, rät jedoch zugleich von unsinnigen Maßnahmen ab. „Ein Beispiel wäre, auf eine bereits geringfügig gedämmte Altbauwand eine weitere, dicke Dämmschicht aufzubringen ohne vorher auszurechnen, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist.“ Gedämmt werde in Deutschland bereits seit Jahrzehnten. Ende der 70er Jahre wurden erstmals gesetzliche Anforderungen an Neubauten in dieser Hinsicht formuliert. „In solchen Fällen ist es möglich, dass die zusätzlich Dämmschicht nicht die zweckmäßige Ersparnis bringt.“ Erst wenn feststeht, inwiefern die Gebäudehülle saniert werden soll, lässt sich berechnen wie viel Heizenergie das Gebäude zukünftig benötigen wird. Deshalb könnte dann im zweiten Schritt die Heizungsanlage von möglicherweise veralteter auf eine klimafreundlichere Technik umgestellt werden.

„Es gibt dabei aber nicht das eine Heizsystem, das allen anderen überlegen ist. Das ist eine individuell recht unterschiedliche Entscheidung“, sagt der Sanierungsfachmann. Ist beispielsweise genügend Stauraum vorhanden, um den Brennstoff (etwa Holz-Pellets) vorzuhalten? Gibt es am Standort einen Zugang zu einem effizienten Fernwärmenetz? Oder bietet sich doch eine Wärmepumpe in Verbindung mit einer Photovoltaiklage auf dem Dach an? „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um am Ende verhältnismäßig klimafreundlich und effizient zu operieren. Eine komplett autarke Energieversorgung eines Gebäudes wäre allerdings mit erheblichem technischem Aufwand verbunden und ist im Fall von Altbau-Sanierungen oft kaum zu realisieren“, sagt Handwerk.

Viele Immobilienbesitzer schielen natürlich bei alledem auf die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die es für energetische Sanierungen von Gebäuden beispielsweise von Seiten der staatlichen Förderbank KfW gibt. Attraktiv sind diese im Übrigen nicht nur für diejenigen, die gleich das gesamte Gebäude klimafreundlich umbauen wollen.

„Diese Fördermöglichkeiten sind schon für Einzelmaßnahmen, etwa für das Einbauen neuer Fenster, möglich. Deutlich größere Fördersummen gibt es natürlich bei einer umfangreicheren Komplettsanierung“, sagt Handwerk. In jedem Fall sind solch finanzielle Förderungen mit einem fest vorgegebenen, zu erreichenden Energieeffizienzniveau verbunden.

Dazu hat es mit dem Jahreswechsel eine Reihe von Änderungen gegeben. Im Zuge des Klimapakets der Bundesregierung werden beispielsweise über die KfW keine Ölheizungen mehr gefördert. Als förderwürdig gelten dagegen der Einbau von Solarthermie-Anlagen, Biomasse-Anlagen, Wärmepumpen, Gas-Brennwertheizungen in Kombination mit einer Heizung auf Basis erneuerbarer Energien. Der Hausbesitzer kann für die Maßnahme nicht nur einen zinsgünstigen Kredit in Anspruch nehmen, sondern auch in den Genuss einer Sondertilgung von bis zu 27 500 Euro kommen.

Zudem gibt es einen Zuschuss von 50 Prozent für die Kosten eines Energieeffizienz-Experten, der nicht nur die Planung, sondern auch die Baubegleitung übernimmt. Bis zu 4000 Euro sind dafür drin.

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