Primark in Köln Ein Wintermantel für 28 Euro

Köln · Bei Primark in Köln gibt es Massenware für wenig Geld. Mit dem, was bei Primark hinter den Kulissen geschieht, haben sich in Deutschland die Gewerkschaften beschäftigt.

Freitagvormittag herrscht bei Primark in Köln offenbar Ruhe vor dem Wochenend-Sturm: Die T-Shirts liegen ordentlich gefaltet auf den Tischen, Blusen und Hosen hängen dicht gedrängt an Kleiderständern. Durch die Gänge ziehen vereinzelte Kunden ihre ratternden grauen Plastik-Einkaufskörbe auf Rollen. Hier ein T-Shirt für drei Euro, da ein Wintermantel: 28 Euro, Stoffturnschuhe für neun Euro. Der Korb füllt sich für wenig Geld.

In der Filiale am Neumarkt in der Innenstadt, einer Top-Lage der Domstadt, bleibt kein Quadratmeter ungenutzt. Den Überblick über das Sortiment von Socken bis zur Duftkerze haben wohl nur die Verkäuferinnen.

Die Dekoration: betont simpel. Einfache Deckenlampen sind direkt über den Lüftungsrohren angebracht, ein paar Schilder in den Konzernfarben Schwarz und Türkis. Aufdrucke übernimmt der irische Billighändler direkt aus dem Heimatland. In einer großen Pappbox offeriert Primark den Kölnern für 4,90 Euro einen "Microcosy Throw". Dass es sich dabei um eine Fleecedecke handelt, merkt der Kunde spätestens beim Auspacken. Schilder mit Namen wie "Atmosphere" werben ausschließlich für die Eigenmarken des Händlers. Markenware anderer Hersteller verkauft Primark nicht.

Doch die Käufer bahnen sich geduldig ihren eigenen Weg durch den Primark-Dschungel. Schülerinnen in der Freistunde, Touristen, aber auch viele ältere Kundinnen füllen in Köln ihre Rollwagen.

Fazit des Ortstermins: Die Preise der viel kritisierten Kette liegen in etwa auf dem Niveau der verkauften Kleidung bei Discountern wie Aldi und Lidl, die Läden sind ähnlich vollgepfropft wie bei den Konkurrenten KiK, H&M oder C&A. Teenager im Kaufrausch, chemische Gerüche der Kleidung oder auf den ersten Blick schlechtere Qualität als andere Billigketten waren nicht auszumachen.

Mit dem, was bei Primark hinter den Kulissen geschieht, haben sich in Deutschland die Gewerkschaften beschäftigt. Dabei hat sich im vergangenen Jahr offenbar einiges getan: "Die Tarifbindung verbessert die Arbeitsbedingungen bei Primark spürbar", teilte die Gewerkschaft Verdi auf Anfrage mit. Probleme mit Kameraüberwachung seien für 2016 nicht bekannt, nachdem es 2015 in einer Filiale zu Verstößen gegen den Datenschutz gekommen war.

Primark expandiert in Deutschland rasant: In diesem Jahr eröffnet die Tochter des britischen Konzerns Associated British Foods (ABF) zwei weitere Filialen (Mannheim, Hamburg). Damit steigt die Zahl der deutschen Primark-Häuser auf 22, weltweit sind es 315. Die Textilkette hat in der ersten Hälfte ihres Geschäftsjahrs 2016 (ab Mitte September) ihren Umsatz weltweit um fünf Prozent auf umgerechnet 3,15 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn ging im gleichen Zeitraum um drei Prozent auf umgerechnet 370 Millionen Euro zurück.

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