Kommentar zur Arbeitszeit Eine Binse

Meinung | Berlin · Die Digitalisierung macht einen Großteil der Arbeitnehmer endgültig zu vernetzten Arbeitern im Internet. Für ihre Arbeit benötigen sie kein Büro mehr, sondern nur noch einen möglichst leistungsfähigen Internetanschluss.

Obwohl die Digitalisierung die Abhängigkeit der Arbeitnehmer von einem physischen Arbeitsplatz rasend schnell verringert, halten viele Unternehmen stoisch an der Anwesenheitspflicht für ihre Mitarbeiter fest. Ein oft genug unausgesprochener Grund dafür ist, dass Arbeitgeber argwöhnen, ihre Mitarbeiter würden weniger tun, wenn sie nicht anwesend sind.

Dieses Misstrauen wird überkleistert mit dem Argument, dass man anwesend sein muss, um sich im Team besser abzusprechen. Das ist in Zeiten der Digitalisierung aber auch per E-Mail oder Video-Telefonie möglich. Ausgerechnet das arbeitgebernahe Institut der Wirtschaft hat nun festgestellt, was eigentlich eine Binse ist: Wenn Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit flexibler gestalten dürfen und sie weniger der Kontrolle etwa durch eine Stechuhr unterliegen, sind sie zufriedener. Sie fühlen sich mehr gewertschätzt, weil der Arbeitgeber ihnen Vertrauen entgegen bringt. Und auch sie selbst begegnen ihren Kollegen oder Kunden mit mehr Vertrauen.

In der Regel reagieren Arbeitnehmer in einem solchen Umfeld mit mehr Leistungsfähigkeit und Leistungswillen. Es wäre also recht einfach, die Produktivität zu steigern: Die Firma muss nur mehr flexible Arbeitszeiten und auch Abwesenheiten erlauben.

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