Mobilität der Zukunft Erste Flugtaxi-Fabrik soll in Deutschland entstehen

München · Die erste Fabrik zum Bau elektrischer Flugtaxis in Deutschland soll entstehen. Das Pionier-Unternehmen Lilium plant für 2025 schon mehrere Verbindungen.

 Fünf Passagiere finden im Flugtaxi von Lilium Platz. FOTO: DPA

Fünf Passagiere finden im Flugtaxi von Lilium Platz. FOTO: DPA

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Wenige Industrieprojekte elektrisieren so wie Flugtaxis. Weit über 100 Ideenschmieden von Großkonzernen bis kleinen Startupfirmen tüfteln weltweit daran. Fern ist ein Regelbetrieb auf festen Flugrouten nicht mehr, wenn man Daniel Wiegand glaubt. „Wir planen vollen Betrieb mit zahlenden Kunden an zwei oder drei verschiedenen Orten für 2025“, sagt der Mitgründer des Flugtaxi-Pioniers Lilium aus Weßling bei München. Probebetriebe werde es schon vorher geben. Eine der Startstrecken könne in Deutschland liegen. Zuständige Behörden und Kommunen, auf deren Gebiet gestartet und gelandet werden könnte, seien hier zu Lande nicht so zögerlich wie vielfach angenommen. Dazu kommt, dass Lilium selbst nun einen ein Meilenstein erreicht hat.

Am 4. Mai um 8.03 Uhr hat ein fünfsitziger Liliumjet senkrecht abhebend seinen Jungfernflug als vollelektrisches Luftfahrzeug erfolgreich absolviert. Beim Gedanken daran wird Wiegand fast lyrisch. „Das Flugzeug in seiner ganzen Schönheit in den Himmel aufsteigen zu sehen, hat uns sehr berührt“, sagt er. Mehr als ein paar Meter über dem Boden schweben, waren es aber nicht, wie ein Video vom Ereignis zeigt. Dennoch glaubt der Lilium-Chef, dass sein 2015 gegründetes Jungunternehmen die Nase gegenüber Konkurrenten aus aller Welt vorne hat. „Wir sind führend“, behauptet er mit Verweis auf Leistungsdaten. 300 Stundenkilometer schnell und das eine Stunde lang, also 300 Kilometer Reichweite pro Batterielandung sowie fünf Sitze könne sonst niemand bieten.

Lillium: Technologischer Ansatz könnte sich bezahlt machen

Das stimmt insofern, als mittels Rotoren betriebene Konkurrenzmodelle meist nicht einmal mit der Hälfte dieser Geschwindigkeit unterwegs sind und nur zwei bis vier Sitze bieten. Angetrieben von 36 vollelektrischen und schwenkbaren Jetmotoren hat Lilium einen technologischen Ansatz gewählt, der sich bezahlt machen könnte. Der Jet sieht aus wie ein Kleinflugzeug, Konkurrenzmodelle eher wie Hubschrauber. Mit seinen Flügeln erzeugt der Lilium Jet anders als diese energiesparend Auftrieb im Horizontalflug. Mit einem Zweisitzer ist das Startup schon 2017 abgehoben und hat damit technische Machbarkeit demonstriert.

Für einen rentablen Betrieb im großen Stil braucht es aber mehr Sitzplätze. Binnen 20 Monaten wurde der seriennahe Prototyp eines Fünfsitzers entwickelt, der anfangs mit Pilot und etwa ab 2030 auch ohne einen solchen autonom fliegen soll, sagt Wiegand. Der sei in enger Abstimmung mit der europäischen Flugsicherheitsbehörde Easa entwickelt worden und damit zulassungsnah. Auch in diesem Punkt glaubt Lilium im Konkurrenzvergleich mit vorne zu sein.

Konkrete Strecken in Verhandlung

Derzeit werde mit Städten und Kommunen über konkrete Strecken mit festen Start- und Landeplätzen verhandelt, verrät Wiegand. Das könnten Gebäudedächer oder Hauptbahnhöfe sein. Ein Abholen auf der privaten Wiese sei zwar technisch möglich, würde aber von Behörden nicht genehmigt. Wo konkret erste Strecken geflogen werden könnten, verrät der Lilium-Chef nicht. In Deutschland gelten Städte wie Hamburg oder Ingolstadt als interessiert, international sind es Metropolen wie Dubai oder Miami.

Als ideal würde es Lilium empfinden, wenn die drei Strecken zum Start 2025 regional verteilt in Europa, Asien und den USA lägen, um Vergleiche ziehen und den Betrieb maßschneidern zu können. Denn Lilium sieht sich nicht primär als Lufttaxi-Hersteller sondern als Mobilitätsdienstleister. Auf den Standort einer ersten Flugtaxifabrik legt sich Lilium schon fest. „Der wird in Deutschland sein“, kündigt Wiegand an. Sie soll in räumlicher Nähe zur technologischen Entwicklung in Weßling liegen, womit Bayern als Standort wahrscheinlich sei.

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