Nicht genug für Trump Erste Zinssenkung der US-Notenbank nach zehn Jahren

Frankfurt · Für den US-Präsidenten Donald Trump fällt die Zinsentscheidung der Notenbank nicht stark genug aus. So reagieren die Aktienmärkte darauf.

 Jerome Powell, US-Notenbankchef, hat eine Zinswende eingeläutet.

Jerome Powell, US-Notenbankchef, hat eine Zinswende eingeläutet.

Foto: dpa

Nach der Zinssenkung der amerikanischen Notenbank Fed haben die Aktienmärkte in Deutschland und Europa nach anfänglichen Verlusten wieder zugelegt. Einige Börsianer hatten mehr erwartet als die 25 Basispunkte, um die die Fed die Zinsspanne herunterschleuste auf nun 2,0 bis 2,25 Prozent. Aktienmärkte profitieren normalerweise von einer Zinssenkung, weil die Investoren dann ihr Geld lieber in Aktien anlegen als in festverzinsliche Papiere. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Zinssenkung, die erste seit mehr als zehn Jahren, als „Versicherung“ bezeichnet – um sicherzustellen, dass globale Risiken nicht das weitere Wachstum gefährdeten.

„Angesichts der gedämpften Inflation ist eine solche Versicherung auch recht billig zu haben“, sagte Bernd Weidensteiner, Volkswirt der Commerzbank. Denn eine Lockerung der Zügel gefährde nicht das Inflationsziel von zwei Prozent. Eine „unnötige Zinssenkung, die aber auch keinem schadet“, so kommentierte Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, den Schritt. Die geldpolitische Lockerung mute etwas merkwürdig an, findet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, denn die Wasserstandsmeldungen aus der amerikanischen Wirtschaft seien zuletzt eher positiv gewesen.

Trump fordert mehr

US-Präsident Donald Trump hatte in den letzten Wochen und Monaten immer wieder eine aggressivere Zinssenkungspolitik gefordert. Dass er nicht mit dem kleinen Zinsschritt einverstanden war, tat er am Mittwochabend schon bei Twitter kund. Powell habe „uns“ wieder einmal im Stich gelassen, schrieb er. Der Chef der unabhängigen Fed sei eben nicht eingeknickt vor dem Weißen Haus, meint Felix Herrmann, Kapitalmarktstratege des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock. Im anderen Fall wäre der Zinsschritt größer ausgefallen. Der wesentliche Grund für die Zinssenkung, so vermutet es VP-Bank-Chefvolkswirt Gitzel, dürfte aber die Furcht vor einer Rezession gewesen sein.

In den früheren Konjunkturzyklen hatten die Notenbanken weltweit häufig den Abschwung der Wirtschaft beschleunigt, weil sie in der Spätphase des Aufschwungs nochmals die Zinsen erhöht hatten. So aber hoffe die Fed offenbar, den Zyklus etwas zu verlängern, sagt Felix Herrmann. Deshalb hatte sie auch wie erwartet, den Abbau ihrer Bilanz beendet, soll heißen: Die Gelder aus auslaufenden Papieren, die die Fed zu Hochzeiten der Finanzkrise gekauft hatte, sollen wieder angelegt werden.

Doch während in den USA eine Rezession eigentlich nicht in Sicht ist, sind im Euroraum die Fundamentaldaten eher schwach. Das zeigen die Meldungen aus der Industrie der letzten Wochen: So haben verschiedene Unternehmen den Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt, auch die Zeitarbeit leidet schon unter der schwächeren Konjunktur. Doch der Dienstleistungsbereich brummt noch. Wenn dieser so lange robust bleibe, bis die Industrie sich wieder erholt habe, dann sei auch im Euroraum eine Rezession nicht zu fürchten. „Das ist die wesentliche Frage, die sich in der zweiten Jahreshälfte entscheiden wird“, sagt Herrmann. Dabei hänge auch viel davon ab, ob China es schaffe, seiner Wirtschaft Wachstumsimpulse zu geben.

Euro sinkt deutlich ab

Anders als die Aktienmärkte reagierte der Devisenmarkt: Der Euro sank auf 1,1034 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 26 Monaten. Der Grund: Powell hatte deutlich gemacht, dass der Zinsschritt nicht der Beginn einer langen Reihe von Absenkungen sei. Einzelne weitere Zinsschritte aber seien möglich. Die Euroschwäche aber nutzt zwar der europäischen Exportwirtschaft, erklärt Blackrock-Kapitalmarktstratege Herrmann. Denn dadurch werden ihre Produkte in den USA günstiger. „Schwerer aber wiegen die Handelskonflikte“, meint er.

Statt Zinssenkungen zu fordern, könne Trump die Wirtschaft in den USA viel besser unterstützen, wenn er sich im Handelskonflikt mit China einige, glaubt Hans-Jörg Naumer, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors. Das Verhalten des amerikanischen Präsidenten aber hänge offenbar auch mit der Börsenentwicklung zusammen, hat Herrmann beobachtet: Entwickle sich der amerikanische Aktienindex S&P 500 gut, dann zeige sich Trump wenig zum Einlenken bereit. Anders Ende Dezember, in einer Schwächephase der Börse. Da habe er sich eher kleinlaut gegeben. Kapitalmarktanalyst Naumer jedenfalls wertet den Zinsschritt als eher psychologisch. Damit signalisiere die Fed den Märkten, dass sie handeln könne, aber nicht müsse, sagte er im Deutschlandfunk.

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