Abschied in Luxemburg Euro-Finanzminister würdigen Schäuble bei letztem Auftritt

Luxemburg · Acht Jahre lang bestimmte Wolfgang Schäuble die Diskussionen in der Eurogruppe - Europas wichtigstem Finanzgremium - maßgeblich mit. Trotz aller Auseinandersetzungen in der Vergangenheit: Bei seinem letzten Auftritt zollten ihm die Euro-Finanzminister Respekt.

 Finanzminister Wolfgang Schäuble nimmt zum letzten Mal an einem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe teil. Neben ihm der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem.

Finanzminister Wolfgang Schäuble nimmt zum letzten Mal an einem Treffen der Finanzminister der Eurogruppe teil. Neben ihm der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem.

Foto: Virginia Mayo

Die Euro-Finanzminister haben dem scheidenden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bei seinem letzten Auftritt in ihrem Kreis Respekt gezollt.

"Eine ganze Reihe an Kollegen hat die Gelegenheit genutzt, ihm zu danken", sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Montag in Luxemburg. "Ich denke, er war ein großartiger Kollege für jeden von uns, er gab Ratschläge, mal gefragt, mal ungefragt." Dabei habe er stets das langfristige Interesse einer stabilen Eurozone an erste Stelle gestellt.

Schäuble wird aller Voraussicht nach am 24. Oktober zum Bundestagspräsidenten gewählt. Mit seinen acht Jahren als deutscher Finanzminister ist er der dienstälteste im Kreis seiner 19 Kollegen aus dem gemeinsamen Währungsgebiet. Er bestimmte die Diskussionen um die Euro-Schuldenkrise maßgeblich mit. Vor allem im hoch verschuldeten und in der Vergangenheit pleitebedrohten Griechenland wurde er mit seiner als unnachgiebig empfundenen Haltung dabei zur Hassfigur.

Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire meinte: "Er hat eine Hauptrolle gespielt für die Weiterentwicklung der europäischen Gemeinschaft. Ich sehe ihn als einen großen Europäer." Italiens Ressortchef Pier Carlo Padoan sagte: "Er war ein großartiger Finanzminister."

Zum Abschied erhielt Schäuble aus dem Kreis der Euro-Finanzminister unter anderem eine signierte Europaflagge sowie einen 100-Euro-Schein mit seinem Gesicht darauf.

Schäuble selbst meinte bei dem Treffen: "Ich denke, es ist ganz gut, dass wir uns mit Portugal beschäftigen." Auf der Agenda der Minister stand unter anderem ein Austausch zur vergleichsweise positiven Entwicklung in dem früheren Krisenland.

"Portugal ist ja wieder mal ein Beweis dafür, dass unsere Politik der Stabilisierung des Euro erfolgreich gewesen ist, und dass es gelungen ist, in acht Jahren Eurokrise den Euro gegen doch manche Zweifel stabil zu halten", sagte Schäuble weiter. "Insofern ist das auch für mich ein ganz guter Abschluss nach der achtjährigen Zeit, von der ich mich nicht leicht verabschiede."

Die Euro-Finanzminister berieten bei dem Treffen zudem über die künftige Rolle des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). "Der ESM hat eine gewichtige Rolle zu spielen, nicht nur beim Krisenmanagement, sondern auch bei der Prävention weiterer Krisen", sagte Dijsselbloem. Die EU-Kommission wird am 6. Dezember detailliertere Vorschläge zur Zukunft des ESM präsentieren. Der Mechanismus war vor fünf Jahren ins Leben gerufen worden. Seine Aufgabe ist es, die Liquidität von überschuldeten Staaten mit Krediten zu sichern.

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