Versicherungen Experten sehen Cyber-Policen skeptisch
München · Immer mehr Versicherer bieten Cyber-Policen an. Doch eine Versicherung gegen Hackerangriffe zahlt bei Privatleuten meist nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Private Cyber-Policen sind noch ein Nischenprodukt, aber sie werden von immer mehr Versicherern angeboten. „Das Angebot nimmt zu und das bei Beiträgen zwischen 40 und 700 Euro pro Jahr“, sagt die Rechtsanwältin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Elke Weidenbach. Sie hält solche Policen, deren Deckungsumfänge so stark streuen wie die Beitragshöhen, oft für nicht sinnvoll, und das nicht mangels Risiko. Vielmehr sei das meistens bereits in bestehenden Policen von Haftpflicht über Hausrat bis zu Rechtsschutz abgesichert. Eine spezielle Cyber-Police erübrige sich dann. Zudem hänge es sehr vom Schadenszenario ab, ob man überhaupt einen Versicherungsschutz braucht. Jedes Cyberrisiko sei zudem nicht versicherbar.
Keine Versicherung übernehme zum Beispiel Abmahnkosten, wenn sich jemand Musik oder Filme unerlaubt aus dem Internet herunterlädt und dabei erwischt wird, stellt die Juristin klar. Versicherungsfähig seien dagegen prinzipiell Kosten für Datenrettung, wenn ein Privatcomputer gehackt und so manipuliert worden ist, dass man ihn nicht mehr benutzen kann. Cyber-Policen kommen auch für Schäden bei Dritten auf, wenn man unwissentlich eine mit Viren verseuchte Datei an jemanden weitergeleitet hat. Sie zahlen je nach Deckungsumfang, wenn jemand das eigene Geldkonto oder gleich die ganze digitale Identität geknackt und Waren auf eine fremde Rechnung bestellt hat. Dabei seien die Summen aber gedeckelt, für die Versicherungen aufkommen.
Datenrettung sei oft nur bis zu einer Summe von 1000 Euro versichert. Bei sonstigen Cyber-Schäden lägen übliche Limits bei 10000 Euro. Für das Szenario eines gehackten Geldkontos empfiehlt Weidenbach, vor dem Abschluss einer Police erst einmal Rücksprache mit der eigenen Bank zu halten. Oft übernehme die ein solches Risiko und man brauche dafür gar keine Versicherung.
Grundsätzlich würden Versicherer auch bestimmte Sicherheitsstandards davon abhängig machen, dass eine Cyber-Police im Schadensfall überhaupt zahlt. Dazu zählen ein sicheres Passwort oder ein aktueller Virenscanner, wobei man sich vom Versicherer am besten schriftlich geben lassen sollte, was er jeweils als sicher und aktuell versteht. Grundsätzlich ist die Verbraucherzentrale in Düsseldorf skeptisch hinsichtlich privater Cyber-Policen. Am besten sei es immer noch, dubiose Mails zu ignorieren oder wichtige Daten zusätzlich extern in einer Datenwolke abzulegen.