Soziale Plattform der Zukunft Facebooks Metamorphose

Washington · Facebook ist Marktführer bei den sozialen Netzwerken. Doch Firmenchef Mark Zuckerberg strebt nach mehr. Und mit dem neuen Konzern-Namen untermauert er seine Ambitionen. Doch aus Journalisten-Kreisen ist zu erfahren, dass weitere Enthüllungen bevorstehen.

 Mit dem Logo von Meta, der neuen Dachmarke des Facebook-Konzerns, läutet das US-Unternehmen eine neue Ära ein.

Mit dem Logo von Meta, der neuen Dachmarke des Facebook-Konzerns, läutet das US-Unternehmen eine neue Ära ein.

Foto: dpa/Andre M. Chang

Facebook steckt in der größten Umbauphase, die das Unternehmen seit seiner Gründung vor 17 Jahren vorgenommen hat. Eine Art Metamorphose, bei der sich die hässliche Raupe von heute in einen prächtigen Schmetterling verwandeln soll. Damit das gelingt, hat Facebook schon vor Jahren damit begonnen, seine Produkte, zu denen auch Whatsapp oder Instagram gehören, unter einem Firmendach zu vereinen, das ab dem 1. Dezember dann auch an der Börse unter dem neuen Kürzel MVRS (wie Metaverse) gelistet wird. Andere Tech-Riesen wie etwa Google oder Snapchat haben diesen Prozess schon hinter sich und haben sich bereits vor Jahren als Alphabet beziehungsweise Snap neu positioniert.

Facebooks Vision eines Metaversums findet seine Vorbilder in zahlreichen Science-Fiction-Werken und basiert auf der Annahme, dass die Menschen in Zukunft mehr Zeit online als offline leben werden. Schon heute verbringen Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland durchschnittlich sechs Stunden täglich im Internet. Facebook – oder eben Meta – möchte dieser Entwicklung Rechnung tragen und eine künstliche Umgebung schaffen, in der die Menschen gemeinsam lernen, arbeiten und spielen können. Firmenchef Mark Zuckerberg ist sich sicher: „Das Metaverse wird das mobile Internet ablösen.“ Und Zuckerberg möchte sein Architekt sein.

Facebook sieht sich seit Wochen fast täglich mit neuen Enthüllungen konfrontiert

Auf Facebooks jährlichen Entwicklerkonferenz „Connect“ gab der Facebook-Gründer in einem fast 90-Minuten-PR-Video Einblicke in seine Vision. Dabei demonstrierte er, wie es mithilfe von Virtual-Reality-Brillen, die Facebooks Tochterunternehmen Oculus herstellt, möglich ist, sich digital durch Raum und Zeit zu bewegen. Etwa, indem man ferne Planeten oder das alte Rom in Form einer Computersimulation besucht, anstatt nur darüber zu lesen. „In Zukunft kannst du dich sofort als Hologramm teleportieren, um ohne Pendeln im Büro, bei einem Konzert mit Freunden oder im Wohnzimmer deiner Eltern zu sein, um dich zu treffen“, so Zuckerberg.

Obwohl die Umbennung in „Meta“ schon lange vorbereitet worden war, ist der Zeitpunkt, zu dem dieser Schritt kommuniziert wird, kein Zufall. Facebook sieht sich seit Wochen fast täglich mit neuen Enthüllungen konfrontiert, die tiefe Einblicke in die Firmenpolitik gewähren. Interne Unterlagen belegen, wie das Unternehmen den eigenen Profit systematisch über Menschenleben gestellt hat, etwa was die Verbreitung von Corona-Falschmeldungen betrifft.

Unternehmen wird mit vielen Problemen konfrontiert

Doch Facebooks Probleme sind weitaus gravierender als nur miese PR. Dem Konzern setzen neue Datenschutz-Maßnahmen zu. Apple hatte im April die Betriebssoftware für alle iPhones und iPads geändert. Dadurch kann Facebook nicht länger heimlich auf Nutzerdaten zugreifen, die auf dem Gerät gespeichert sind, ohne die Benutzer um Erlaubnis zu fragen. Das führt dazu, dass Werbekunden in Zukunft nicht mehr präzise nachverfolgen können, wer ihre Anzeigen sieht.

Und dann wäre da noch die drohende staatliche Regulierung. Mit der Nominierung von Jonathan Kanter als Chef der Wettbewerbsabteilung im Justizministerium hat US-Präsident Joe Biden seine Ankündigung wahrgemacht und neben Lina Khan und Tim Wu drei ausgewiesene Kartellrechts-Experten in Position gebracht, die Tech-Konzerne zu überwachen. Ein massiver Eingriff in Facebooks wichtigstes Geschäftsmodell.

Ob Facebooks Umbenennung dazu beitragen wird, den Konzern neu zu positionieren und in ruhigeres Fahrwasser zu überführen, weiß heute niemand. In jedem Fall ist es Zuckerberg mit diesem Schritt gelungen, sich ein Stück weit von der Skandal-Marke „Facebook“ zu distanzieren. Sollten in Zukunft neue Skandale rund um das soziale Netzwerk an die Öffentlichkeit gelangen (wie aus Journalisten-Kreisen zu erfahren ist, stehen weitere Enthüllungen kurz bevor), kann sich Zuckerberg zurücklehnen und die Verantwortung an einen seiner Mitarbeiter delegieren. Firmenchef Zuckerberg selbst lebt fortan im Metaverse.

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