Ratgeber Lebensversicherung Fragen zum "Auslaufmodell" Lebensversicherung

Köln · Null-Zins-Politik und neue Aufsichtsregeln für Versicherer setzen den Anbietern zu. Daher kommen sie mit neuen Angeboten, die weniger Garantien geben. Wir geben Tipps für Sparer.

Bei Neuabschlüssen spielt die klassische Lebensversicherung eine immer geringere Rolle. Warum das so ist, beantworten wir im Folgenden:

Lohnt sich das überhaupt noch?

Das hängt von den Erwartungen ab. Die Verbraucherzentrale NRW berichtet von Kunden, die unbedingt auf eine lebenslang gezahlt Rente Wert legen. Die bekommen sie nur bei einem Lebensversicherer.

Wie hoch ist die Rendite?

In einem Modellvertrag kommt die Rating-Agentur Assekurata nach 25 Jahren Ansparzeit auf durchschnittlich 0,11 Prozent Beitragsrendite. Das ist die Aussage für eine klassische, 2017 abgeschlossene private Rentenversicherung mit einem Garantiezins von derzeit 0,9 Prozent. Hinter dem Durchschnitt verbergen sich ein Höchstwert von 0,72 Prozent und ein niedrigster Wert von minus 0,44 Prozent.

Wie erklären sich die Unterschiede?

Durch unterschiedlich hohe Kosten der Versicherer für Vertrieb, Verwaltung und Risikoabdeckung. Werden diese Kosten vom Beitrag abgezogen, erhält man den Sparanteil, der mit dem Garantiezins bedient wird. Dieser Sparanteil variiert laut Assekurata zwischen 80 und über 90 Prozent.

Wie hoch fällt die Rente aus?

Bei einer klassischen Versicherung mit lebenslanger Zinsgarantie lässt sich bei Beginn der Beitragszahlung sagen, wie hoch die Rente mindestens sein wird. Die Garantien werden jedoch allmählich aufgelockert.

Was ersetzt die klassische Versicherung?

Die Lebensversicherer bieten neue Produkte mit zeitlich befristeten oder eingeschränkten Garantien an, die sich schwer vergleichen lassen. Bei Rentenbeginn können neue Rechnungsgrundlagen (Zinsprognose, Lebenserwartung) verwendet werden, oder man garantiert nur noch, dass bei Rentenbeginn mindestens die bis dahin eingezahlten Beiträge verfügbar sind, von denen sich die Rente ableitet.

Scheuen Versicherer garantierte Leistungen?

Die Null-Zins-Politik und das neue Aufsichtssystem Solvency II wirken sich aus. Letzteres schreibt vor, dass langfristige Garantien verstärkt mit Eigenkapital unterlegt werden. Außerdem trägt die Branche schwer an der Altlast hoher Garantieverpflichtungen von bis zu vier Prozent aus früheren Jahren.

Können diese Zinsen dauerhaft erfüllt werden?

Die Erfüllbarkeit muss durch rasch wachsende Zinszusatzreserven (bisher 45 Milliarden Euro) abgesichert werden. Darunter leiden die Erträge der Gesellschaften und die Überschussbeteiligungen der Versicherten.

Sollte der Kunde lieber die Finger davon lassen?

Nicht unbedingt. Man muss sich entscheiden, ob man der Behauptung traut, der Verzicht auf Garantien könne bei freier Kapitalanlage zu einer höheren Rendite führen, oder ob man auf Nummer Sicher gehen will.

Gibt es verlässliche und preiswerte Versicherer?

Empfohlen wird, dass man auf die Kosten, den Erfolg der Kapitalanlage sowie auf die Ertrags- und Finanzkraft achtet. Im Produktinformationsblatt müssen Vertriebs- und Verwaltungskosten beziffert werden, und es muss ausgewiesen werden, um wie viel Prozentpunkte die prognostizierte Gesamtverzinsung durch Kosten gemindert wird.

Kann das eine Hilfe sein?

Im Prinzip ja. Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW wird der Kunde jedoch mit einem Wust von Papieren beglückt, aus dem er nur mühsam Schlüsse ziehen kann. Für Vertrieb und Verwaltung gibt die Branche rund neun Milliarden Euro aus. Es kann aber sein, dass ein Versicherer hohe Kosten durch gelungene Kapitalanlagen kompensiert. Professionelle Beratung könnte dem Interessenten helfen.

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