Mangel an Nachwuchskräften Für Unternehmen wird Suche nach Nachfolgern zunehmend schwierig

Frankfurt · Jeder vierte Mittelständler in Deutschland muss in den nächsten Jahren wahrscheinlich aufgeben. Das ist das Ergebnis einer Studie.

Viele Mittelständler kämpfen um den Fortbestand des Unternehmens.

Viele Mittelständler kämpfen um den Fortbestand des Unternehmens.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Im Mittelstand gibt es zunehmend Probleme, Firmen an geeignete Nachfolger zu übergeben, so das Ergebnis einer Studie. Das Problem wird sich in den kommenden Jahren verschärfen – und manche Firma zur Aufgabe zwingen.

Die Zahlen sind alarmierend: Jährlich sollen in diesen und in den kommenden Jahren 100.000 mittelständische Unternehmen in die Hände von Nachfolgern wandern. Doch gibt es bei rund einem Drittel der Firmen Probleme, geeigneten Kandidaten für die Übergabe zu finden. „Wir haben eine ausgeprägte Nachfolgelücke“, konstatiert Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der staatlichen KfW-Bankengruppe. „Sie wird dazu führen, dass das Unterfangen einer Nachfolge selbst bei aktivem Engagement oftmals scheitern wird.“ So würden ungewollte Stilllegungen von Unternehmen in Zukunft häufiger auftreten – jede vierte Firma könnte es treffen.

Den Zahlen und Daten der KfW zu Folge müssen in den kommenden vier Jahren rund 560.000 Firmen eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger finden. Das sind fast 15 Prozent der insgesamt 3,8 Millionen mittelständischen Betriebe in Deutschland. 79 Prozent der Betriebe geben an, dass die Frage einer geeigneten Nachfolge ein Problem darstellt, im Jahr zuvor waren es nur 76 Prozent.Das brisante an dieser Entwicklung: Das Problem dürfte sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Grund ist die demografischen Entwicklung, also die alternde Gesellschaft. Bereits heute sind fast ein Drittel der Chefunternehmerinnen und -unternehmer im Mittelstand 60 Jahre oder älter. Das sind dreimal mehr als vor 20 Jahren. „Frühzeitiges Abwägen aller Alternativen, und das parallele Mitdenken verschiedener Wege, wird immer mehr zum Erfolgsfaktor werden“, so Fritzi Köhler-Geib.

Wunsch nach Nachfolge innerhalb der Familie

Generell wünschen sich die meisten Unternehmen, die Nachfolge innerhalb der Familie zu regeln, über die Hälfte aller Mittelständler favorisieren das. Ein Verkauf an Externe kommt für 45 Prozent infrage. Einen Verkauf an die eigenen Beschäftigten sehen dagegen nur etwas mehr als ein Viertel als eine geeignete Lösung. Bei der sich wiederholenden Befragung sind Mehrfachnennungen möglich. Ein schwindendes Interesse am Fortführen des Betriebes in der sich zahlenmäßig verkleinernden Nachfolge-Generation ist eines der Probleme, mit dem die ältere Generation der Unternehmensleitung umgehen muss.

Erschwerend kommt hinzu, dass es hierzulande in den vergangenen Jahren vergleichsweise wenig Unternehmen-Neugründungen gegeben hat. Die sind nämlich auch potenzielle Übernahmekandidaten für bestehende Mittelständler. In der KfW-Befragung geben jeweils rund ein Drittel der Befragten an, dass Verkaufspreis und der bürokratische Aufwand Hürden bei der Übergabe von Unternehmen darstellen. Das sieht auch Markus Jerger so. Er ist der Vorsitzende des Bundesverbandes Der Mittelstand, BVMW: „Im Ausland kann man Unternehmen innerhalb von Tagen oder Wochen anmelden. Hier sind es immer noch sehr lange und auch teure bürokratische Prozesse.“

Die Analyse der KfW basiert auf der Befragung von knapp 11.000 mittelständischen Firmen im vergangenen Jahr. Die Umfrage für das Mittelstandspanel führt die KfW bereits seit 20 Jahren wiederholt durch, befragt werden kleine und mittelgroße Unternehmen in Deutschland.

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