Made in Bocholt Frühere Siemens-Tochter Gigaset baut Handys in Deutschland

München · Nach 14 Jahren lässt die Münchener Firma Gigaset wieder Smartphones in Bocholt montieren. Das Verkaufsargument „Made in Germany“ soll für Wachstum sorgen.

 Das Einsteigermodell GS 185 wird in NRW gefertigt.

Das Einsteigermodell GS 185 wird in NRW gefertigt.

Foto: picture alliance/dpa

Es ist wie ein Schritt zurück in die Zukunft. Ihn vollzieht ausgerechnet die frühere Siemens-Tochter Gigaset, die inzwischen mehrheitlich an den chinesischen Milliardär Pan Sutong verkauft ist. 14 Jahre nachdem Siemens sein Handygeschäft an die taiwanesische Firma Benq verkauft hat, von der es kurz danach in die Pleite gemanagt wurde, werden nun wieder Mobiltelefone auf deutschem Boden gebaut und zwar von der Münchner Gigaset. Produktionsstandort ist die Fabrik im nordrhein-westfälischen Bocholt. „Es ist noch ein zartes Pflänzchen“, räumt Gigaset-Finanzchef Stephan Mathys ein. Aber es ist auf Wachstum programmiert, wofür das Verkaufsargument „Made in Germany“ und hochmoderne Fertigung sorgen sollen.

Das Werk Bocholt hat schon einmal bessere Zeiten gesehen. 4000 Menschen waren dort einst in der Spitze beschäftigt. Dann haben erst Siemens und später der neue Eigner aus China massiv Arbeitsplätze streichen lassen. 550 Leute sind heute in Bocholt mit dem Bau von Schnurlostelefonen beschäftigt. Aber der Markt dafür schrumpft jedes Jahr mit fünf bis zehn Prozent. Wachsen kann man da nur noch per Verdrängung. Immer öfter telefonieren Menschen auch zu Hause mit dem Smartphone und haben kein Festnetztelefon mehr. Gigaset sitzt auf einem sterbenden Geschäft. In dieser Situation ist das Management auf die Idee gekommen, die Kapazitäten in Bocholt zur Handyfertigung zu nutzen.

Design aus München

Mobiltelefone hat Gigaset seit 2015 im Programm und darauf vor drei Jahren öffentlichkeitswirksam per Sponsoringvertrag mit Deutschlands fußballerischer Topadresse FC Bayern München aufmerksam gemacht. Gefertigt wurde zum Start branchenüblich in Asien. Das Einsteigermodell GS 185 ist aber nun das erste, das seit Juni in Bocholt montiert wird. Entwickelt und designt wurde es bei Gigaset in München.

Das Risiko der Handyfertigung „Made in Germany“ ist gering. 400.000 Euro hat Gigaset in das Projekt investiert. Bemerkenswert ist, dass mit dem GS185 kein teueres Spitzengerät, sondern ein Einsteigerhandy im Hochlohnland Deutschland gebaut wird. Das hängt mit der Klientel zusammen, die Gigaset ansprechen will – eher ältere Menschen, die mit dem Markennamen Gigaset noch etwas anfangen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Ein Signal der Stärke
Kommentar zum Königswinterer Bündnis für Demokratie Ein Signal der Stärke
Zum Thema
Aus dem Ressort