Letzte ihrer Art Fujitsu macht letzte deutsche PC-Fabrik dicht

München · Der japanische Konzern Fujitsu zieht sich aus Deutschland zurück und baut 1800 Stellen ab – vor allem in Augsburg, aber auch in Düsseldorf.

 Vor dem Aus: Allein in Augsburg beschäftigt Fujitsu rund 1500 Mitarbeiter.

Vor dem Aus: Allein in Augsburg beschäftigt Fujitsu rund 1500 Mitarbeiter.

Foto: dpa

Die Tage der letzten großen Computerfabrik in Deutschland sind gezählt. Für Belegschaft und IG Metall überraschend schließt der japanische Technologiekonzern Fujitsu spätestens im Herbst 2020 die Augsburger PC-Fabrik, in der auch Server, Notebooks und Speichermedien gebaut werden. Das hat der japanische Konzern im Rahmen eines globalen Radikalumbaus angekündigt und am Freitag davon auch das Personal in Augsburg bei einer Mitarbeiterversammlung informiert. Das und die Gewerkschaft reagierten geschockt.

Zwar ist die Branche seit Jahren unter Druck und die Augsburger Fabrik war die letzte ihrer Art in Deutschland sowie für Fujitsu der letzte europäische Produktionsstandort überhaupt. Allerdings hatte die Belegschaft in den letzten Jahren immer wieder Einschritten zugestimmt, um das Werk zu retten. „Wir fordern den Erhalt des Augsburger Standorts“, meinte Augsburgs IG Metall-Chef Michael Leppek trotzig und sprach von einem Schlag ins Gesicht der Beschäftigten. Fujitsu machte allerdings klar, dass die Schließungspläne nicht verhandelbar und Teil einer konzernweiten Konzentration auf Service und Dienstleistungen seien. Fujitsu hat die Augsburger PC-Fabrik 2009 im Alleingang übernommen, nachdem sich Siemens aus dem bis dahin gemeinsamen Geschäft zurückgezogen hatte.

Sozialpläne müssen ausgehandelt werden

Realistisch gesehen geht es jetzt nur noch um das Aushandeln von Sozialplänen und die Finanzierung einer Qualifizierungsgesellschaft, die Betroffene für andere Jobs fit macht. Für Augsburg ist das der zweite große Schlag binnen kurzem, der auf fernöstliche Eigner zurückgeht. Denn auch die chinesischen Eigner einer jüngst vom Lichtkonzern Osram erworbenen Tochter namens Ledvance schließen derzeit ihre Fertigung in der Fuggerstadt, wobei rund 700 Jobs verschwinden.

Allein in Augsburg geht es bei Fujitsu um knapp 1500 Arbeitsplätze, wobei neben der Fertigung auch die Entwicklung betroffen ist. Beides wird nun in Japan konzentriert und der deutsche Markt von Japan aus mit Produkten beliefert. Weitere 300 Jobs fallen in München, Düsseldorf und dem thüringischen Sömmerda bei Erfurt weg. Fujitsu hat angekündigt, das möglichst sozialverträglich zu machen. Darüber will das Management nun mit IG Metall und Betriebsräten verhandeln. In Deutschland erhalten bleiben sollen damit lediglich Service- und Vertriebsstandorte wie in Stuttgart sowie die geschrumpfte Zentrale in München. Daneben betreiben die Japaner, die weltweit 140.000 Mitarbeiter beschäftigten und jährlich 35 Milliarden Euro umsetzen, bundesweit Rechenzentren. In Deutschland hat Fujitsu es nach Angaben der IG Metall zuletzt 4300 Leute beschäftigt, die 1,8 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaftet haben.

IG Metall fordert Regierung zum Eingreifen auf

Um zu retten, was noch zu retten ist, hat Bayerns IG Metall-Chef Jürgen Wechsler die neu gewählte bayerische Staatsregierung zum Eingreifen aufgefordert und ein nachhaltiges Fujitsu-Zukunftskonzept für den Standort Deutschland gefordert. Bayerns CSU-Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer sieht aber kaum Handlungsspielraum. „Die Entscheidung ist nach Unternehmensangaben unumstößlich“, erklärte er. Man könne den Stellenabbau nur noch sozialverträglich organisieren und neue Perspektiven schaffen – die dann aller Voraussicht nach außerhalb von Fujitsu.

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