Hinweise durch Panama Papers Geldwäscheverdacht: Razzia bei der Deutschen Bank

Frankfurt/Main · Staatsanwälte und Steuerfahnder durchsuchen Geschäftsräume der Deutschen Bank. Der Verdacht: Mitarbeiter halfen Kunden bei der Geldwäsche über Steuerparadiese.

 Zivilfahnder der Polizei betreten die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt.

Zivilfahnder der Polizei betreten die Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt.

Foto: Boris Roessler

Razzia bei der Deutschen Bank: Ein Großaufgebot von Ermittlern hat unter anderem die Zentrale des größten deutschen Geldhauses in Frankfurt durchsucht.

Der Verdacht: Mitarbeiter des Konzerns halfen Kunden dabei, sogenannte Off-Shore-Gesellschaften in Steuerparadiesen zu gründen und Gelder aus Straftaten zu waschen.

Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft richten sich die Ermittlungen gegen zwei 50- bzw. 46 Jahre alte Mitarbeiter sowie "andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche" des Instituts. Den Beschuldigten werde vorgeworfen, pflichtwidrig keine Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattet zu haben, obwohl bereits seit Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehungen ausreichende Anhaltspunkte dafür vorgelegen hätten, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Die Ermittlungen laufen nach Angaben von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen seit August 2018 und erstrecken sich auf einen Zeitraum der Vorgänge von 2013 bis 2018. Über diese zeitliche Eingrenzung berichtet auch das "Handelsblatt" (Freitag).

Auch die Vorstandsetage sei von den Durchsuchungen betroffen gewesen, sagte Niesen und bestätigte damit Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ"/Freitag). Welche Vorstandsbüros die Fahnder unter die Lupe nahmen, war zunächst nicht zu erfahren. Befragungen von Führungskräften gab es nach "FAZ"-Informationen am Donnerstag nicht.

Bankmitarbeiter sind per Gesetz verpflichtet, bei einem Verdacht, dass Kunden Gelder aus kriminellen Geschäften waschen wollen oder Transaktionen im Zusammenhang mit Terrorismusfinanzierung stehen, dies unverzüglich zu melden - unabhängig von der Höhe des Betrages.

Im vorliegenden Fall sollen über eine zum Konzern gehörende Gesellschaft mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln allein im Jahr 2016 mehr als 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein. Der Verdacht gegen die Mitarbeiter der Deutschen Bank ergab sich den Angaben der Ermittler zufolge nach einer Auswertung der Daten der sogenannten Offshore-Leaks und Panama Papers durch das Bundeskriminalamt (BKA).

Die "Panama Papers" waren Journalisten zugespielt und im Frühjahr 2016 veröffentlicht worden. Die Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca enthalten Informationen über Geschäfte mit Briefkastenfirmen.

"Wir waren der Ansicht, dass wir den Behörden alle relevanten Informationen zu den Panama Papers bereitgestellt hatten", erklärte die Deutsche Bank in einer Stellungnahme. "Selbstverständlich werden wir eng mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main kooperieren, da auch uns daran gelegen ist, alle Verdachtsmomente aufzuklären. Wir haben in den vergangenen Jahren stets bewiesen, dass wir mit den Behörden vollumfassend kooperieren. Und das werden wir auch weiter so halten."

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) bestärkte die Behörden, bei den Ermittlungen gegen die Deutsche Bank konsequent vorzugehen. "Das Recht gilt für alle, auch für alle Banken", sagte Barley der "Rheinischen Post" (Freitag). "Hier geht es um massive Ungerechtigkeiten zulasten von uns allen. Wer sich da schuldig gemacht hat, muss sich dafür verantworten", sagte Barley der Zeitung.

Ziel der großangelegten Durchsuchungsaktion waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft sechs Objekte: Geschäftsräume der Bank in Frankfurt und Eschborn sowie eine Privatwohnung im südhessischen Groß-Umstadt. Beteiligt waren insgesamt 170 Beamte der Staatsanwaltschaft Frankfurt, des BKA, der Steuerfahndung und der Bundespolizei. Die Ermittler stellten nach eigenen Angaben zahlreiche Geschäftsunterlagen in schriftlicher und elektronischer Form sicher.

An der Börse kam die Nachricht nicht gut an: Die jüngste Erholung der Aktien des Finanzinstituts endete abrupt. Am Vormittag sackten die Papiere zwischenzeitlich um bis zu 4,89 Prozent auf 8,172 Euro ab, erholten sich in der Folge aber wieder etwas.

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