Quartalszahlen in Stuttgart Gewinn von Daimler rutscht wegen hoher Sonderkosten ab

Stuttgart · Preisdruck, Rechtskosten, kostspielige Software-Updates für Dieselfahrzeuge: Daimler hat an vielen Baustellen zu kämpfen. Doch auch im Tagesgeschäft hakt es. Zumindest die Einigung im Handelsstreit sorgt nun für Erleichterung.

 Daimler hat Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Daimler hat Zahlen für das zweite Quartal vorgelegt.

Foto: Jan-Philipp Strobel

Beim Auto- und Lastwagenbauer Daimler wachsen die Probleme. Im zweiten Quartal rutschte der Gewinn wegen hoher Sonderkosten ab - und die Aussichten in der wichtigen Kernsparte Mercedes-Benz sind weiter mau.

Auch im laufenden dritten Quartal rechnet Vorstandschef Dieter Zetsche mit Belastungen, weil der Konzern bei der Zertifizierung von Pkws und kleinen Nutzfahrzeugen nicht so weit ist wie gedacht. Allerdings sind die Anleger an der Börse erleichtert, dass die deutschen Autobauer vielleicht doch noch von höheren US-Zöllen verschont werden.

Kostspielige Software-Updates für Dieselfahrzeuge, Auslieferungsstopps und der neue Abgasteststandard WLTP sorgen dafür, dass manche Daimler-Modelle für die Kunden vorübergehend nicht verfügbar sind. Erst im vierten Quartal soll wieder Besserung eintreten, Rückstände sollen dann abgearbeitet werden.

"Die Automobilindustrie und damit auch wir haben eine Vielzahl von Herausforderungen zu meistern. Deshalb ist es wichtig, dass wir konsequent unsere Strategie umsetzen", sagte Zetsche. Der Manager will weiter in neue Modelle und Technologien investieren, aber auch den Konzernumbau zur Dachgesellschaft vorantrieben, der die einzelnen Geschäftsfelder flexibler machen soll.

Im zweiten Quartal rutschte der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um 29 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro ab, wie Daimler am Donnerstag mitteilte. Vor Steuern und Zinsen ging das Ergebnis ebenfalls um fast ein Drittel auf 2,64 Milliarden Euro zurück.

Rechtskosten für den Vergleich rund um das Mautsystem Toll Collect belasteten das operative Ergebnis mit 418 Millionen Euro. Der Umsatz ging trotz eines höheren Fahrzeug-Absatzes insgesamt leicht um ein Prozent auf 40,76 Milliarden Euro zurück.

Bei Mercedes-Benz musste Daimler höhere Rabatte gewähren, weil Kunden in China sinkende Zölle für Autos aus Europa für ihre Preisverhandlungen bei den Händlern nutzten. Die am Markt viel beachtete operative Marge im Pkw-Geschäft fiel von dem starken Vorjahreswert von 10 Prozent auf jetzt 8,4 Prozent.

Jose Asumendi, Analyst bei der US-Großbank JP Morgan, sprach in einer ersten Einschätzung von einem schwierigen Quartal für Daimler. An der Börse fielen die schwächeren Zahlen aber kaum ins Gewicht, da die Erleichterung über die Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und der EU überwiegte. Drohende US-Zölle auf Autos sind nach Auffassung von Brüssel vorerst vom Tisch. Sie hätten gerade die deutsche Autobranche stark belastet. Daimler-Aktien legten um zwei Prozent zu.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China fährt Daimler aber weiter in die Parade. Weil China als Gegenmaßnahme zu US-Zöllen Autos aus den USA mit höheren Einfuhrabgaben belegt, hatten die Schwaben schon vor wenigen Wochen die eigene Ergebnisprognose gesenkt.

In den USA hatte ein Brand bei einem Zulieferer insbesondere im Juni die Verkäufe der Pkw-Sparte belastet. Auch weltweit war es im Juni zum ersten Mal seit über fünf Jahren dazu gekommen, dass Mercedes-Benz in einem Monat weniger Autos absetzte als jeweiligen im Vorjahresmonat. Dennoch: Im gesamten Quartal hatte Mercedes-Benz knapp 2 Prozent Autos mehr verkauft. Allerdings schwächelt die Kleinwagenmarke Smart weiter.

Bei der Lkw-Sparte profitierte Daimler von einer besseren Marktlage in Nord- und Lateinamerika, der Absatz insgesamt kletterte um 6 Prozent. Vor allem in der Türkei verkaufte Daimler weniger Fahrzeuge, aber auch in Deutschland.

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