Handel Handel: 60 Prozent der Plastiktüten bald kostenpflichtig

Berlin · Um einen neuen Mantel nach Hause zu tragen, gibt es im Textilgeschäft meist eine Plastiktüte dazu - ungefragt und kostenlos. Diese Praxis soll nun aber für mehr Umweltschutz schrittweise aus der Mode kommen.

 Weggeworfene Plastiktüten sind keine Augenweide.

Weggeworfene Plastiktüten sind keine Augenweide.

Foto: Patrick Pleul

Zum Vermeiden von Kunststoffmüll sollen Kunden beim Einkaufen im deutschen Einzelhandel nicht mehr so viele Plastiktüten gratis angeboten bekommen.

Zunächst sollen vom 1. April an 60 Prozent der Tüten etwas kosten, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) am Dienstag in Berlin mitteilte. Innerhalb von zwei Jahren sollen dann mindestens 80 Prozent der Tüten kostenpflichtig sein. Wie viel die Kunden zahlen müssen, legen die Händler aus wettbewerbsrechtlichen Gründen jeweils einzeln fest. Die Branche will sich damit einer geplanten Vereinbarung mit dem Bundesumweltministerium anschließen.

Ein Ministeriumssprecher sagte in Berlin: "Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch keine Vereinbarung." Entscheidend sei, in den nächsten zwei Jahren tatsächlich 80 Prozent der Tüten zu erfassen. "Dafür kommt es darauf an, dass auch andere Verbände mitmachen."

Laut einer EU-Vorgabe muss der Verbrauch von Kunststofftüten bis 2025 auf 40 Tüten im Jahr sinken. In Deutschland sind es derzeit im Schnitt 71 Tüten je Einwohner. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte den Handel Mitte Januar ermahnt, eine angekündigte Selbstverpflichtung nicht endlos zu verschleppen. Andernfalls sei "eine Regelung per Ordnungsrecht" unausweichlich. Außer mit dem HDE wird auch mit anderen Branchenvertretern gesprochen.

Nach Angaben des Umweltbundesamts gelangen trotz eines guten Abfall- und Recyclingsystems in Deutschland regelmäßig Plastiktüten in die Natur. Vor allem für Meereslebewesen könne dies gefährlich sein, wenn Partikel Mägen verstopfen und Tiere dadurch verhungern. Freigesetzt werden können auch Zusatzstoffe wie Weichmacher.

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