Nach der dritten Gewinnwarnung Henkel-Aktie fällt weiter

Düsseldorf · Während die Waschmittelsparte gut läuft, leiden die Bereiche Klebstoffe und Kosmetika an Umsatzproblemen. 2020 soll die Gewinnmarge erneut schrumpfen.

Einen schlechteren Abgang kann ein Vorstandschef nur schwer haben. Hans Van Bylen (58), der zur Jahreswende Henkel verlässt, verkündete zuletzt, dass der Gewinn 2020 wohl niedriger ausfallen werde als bisher erwartet. Die Quittung der dritten Gewinnwarnung innerhalb eines Jahres kam am Freitag: Der Aktienkurs rutschte um weitere vier Prozent ab, nachdem er in den vergangenen drei Jahren bereits mehr als ein Fünftel verloren hatte.

Im Juni 2017 notierte das Papier bei fast 130 Euro, am Freitag waren es noch 90 Euro. „Das ist schon ein Trauerspiel“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Wir als Aktionäre sind sehr enttäuscht und erwarten mit der neuen Führung ab 2020 eine Wende.“

Henkel kämpft sehr mit Gegenwind. Der operative Gewinn wird 2020 bereinigt nur bei 15 Prozent vom Umsatz liegen, so das Ziel. Für 2019 werden 16,2 Prozent erwartet. 2017 und 2018 hatte dieser Wert sogar über 17 Prozent gelegen. „Keine gute Entwicklung“, sagt Benner-Heinacher, relativiert aber auch: „Bei aller Kritik, ein Sanierungsfall ist Henkel nicht.“

Die Lage ist durchwachsen. Richtig toll läuft aktuell nur der Traditionsbereich Wasch- und Reinigungsmittel. Der Umsatz legte im dritten Quartal um vier Prozent zu. Persil gewann sogar mehr als zehn Prozent. In Europa und den USA kommen innovative Waschmittellösungen mit Kapseln immer besser an.

Ausgaben für Marketing steigen

Doch das kann nicht kaschieren, wo Henkel kämpfen muss: Das wichtige Geschäft mit Klebstoffen („Adhesive Technologies“) und das mit Kosmetika/Haarpflege verloren im abgelaufenen Quartal Umsatz. Nun sollen die Ausgaben für Marketing, Werbung und Digitalisierung weiter steigen, nachdem schon für 2019 höhere Budgets festgelegt worden waren. Das alles drückt auf das erwartete bereinigte Ergebnis pro Aktie: Es wird 2020 bei 5,45 Euro um bis zu neun Prozent niedriger liegen als erwartet (2018: sechs Euro).

Verheerend für Van Bylen: In dem im Sommer veröffentlichten Geschäftsbericht für 2018 verkündete er noch, er wolle das Ergebnis je Aktie pro Jahr „im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich“ steigern. „Van Bylen hat zu hohe Erwartungen geweckt“, sagt ein Insider, „darum muss er nun gehen.“ Am 1. Januar übernimmt der bisherige Finanzvorstand Carsten Knobel (50).

Bei allen Schwächen steht Henkel stabil da

Bei allem Schwächen steht Henkel aber ziemlich stabil da. Die Schulden liegen mit 2,3 Milliarden Euro deutlich unter dem Wert der Zukäufe der vergangenen Jahre; Henkel hat sich also nicht bei Akquisitionen überhoben. Und: Trotz schwächerer Gewinne und Preiskampf bei vielen Produkten erwirtschaftete der Konzern in den ersten neun Monaten des Jahres einen freien Cash-Flow von 1,8 Milliarden Euro. Viel Geld, um Investitionen aus dem regulären Geschäft zu bezahlen. Auch der bereinigte Überschuss lag im gleichen Zeitraum bei 1,8 Milliarden Euro.

Was den Aktienkurs angeht: Der Börsenwert von Henkel liegt bei 39,4 Milliarden Euro. Pro Mitarbeiter ist der Konzern 743 000 Euro wert. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom hat vier Mal so viele Mitarbeiter wie Henkel, aber der Börsenwert ist mit 70 Milliarden Euro nicht einmal doppelt so hoch wie der Henkels.

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