Volle Auftragsbücher Infineon sieht weiter hohe Nachfrage - Markt zweifelt

Neubiberg · Der Chipkonzern startet nach eigenen Angaben mit vollen Auftragsbüchern ins neue Geschäftsjahr. Zuletzt wurden die eigenen Ziele übertroffen. Es gibt aber auch eine Altlast - und skeptische Stimmen an den Börsen.

 Der Chiphersteller Infineon konnte das operative Ergebnis um mehr als ein Fünftel auf 400 Millionen Euro steigern.

Der Chiphersteller Infineon konnte das operative Ergebnis um mehr als ein Fünftel auf 400 Millionen Euro steigern.

Foto:  Andreas Gebert

Der Halbleiterhersteller Infineon profitiert weiter von einer robusten Chipnachfrage. Gute Geschäfte mit Halbleitern für die Automobilindustrie, für Industrieantriebe und Windenergie ließen Umsatz und Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr 2017/18 steigen.

Für die weitere Entwicklung zeigte sich Konzernchef Reinhard Ploss zuversichtlich. "Wir starten mit gut gefüllten Auftragsbüchern ins Geschäftsjahr 2019 und wollen weiter überdurchschnittlich wachsen", sagte er bei der Bilanzpressekonferenz.

Der Konzern fährt daher die Kapazitäten hoch. Analysten fürchten, dass das zu optimistisch ist angesichts unsicherer weltwirtschaftlicher Aussichten. Die Aktie ging auf Talfahrt - am frühen Nachmittag lagen die Papiere am Dax-Ende.

Für das neue Geschäftsjahr (per 30. September) erwartet der Chiphersteller ein Umsatzwachstum von 11 Prozent, plus oder minus zwei Prozentpunkte. Damit würde sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr beschleunigen, als Infineon ein Umsatzplus von 8 Prozent auf knapp 7,6 Milliarden Euro erreichte.

Infineon hatte zuletzt umfangreiche Investitionen in den Ausbau der Kapazitäten angekündigt, etwa in Dresden oder im österreichischen Villach. 2018/19 will der Konzern insgesamt 1,6 bis 1,7 Milliarden Euro investieren.

"Insbesondere in unserem Kerngeschäft mit Leistungshalbleitern übersteigt der Bedarf unserer Kunden bei einigen Produkten weiterhin unsere Liefermöglichkeiten", sagte Ploss. Das strukturelle Wachstum in den Kernsegmenten halte an. "Deswegen sehen wir - anders als einige Wettbewerber - keinen Anlass zu größerer Sorge." Infineon sei jedoch nicht immun gegen konjunkturelle Entwicklungen, räumte er ein.

Für das Auftaktquartal erwartet Infineon eine saisonal typische Schwäche, der Umsatz dürfte dabei um 4 Prozent (plus oder minus 2 Prozentpunkte) sinken.

Im vergangenen Geschäftsjahr übertraf Infineon seine im Juni erhöhte Prognose leicht. Auch im Schlussquartal setzte der Konzern seinen Wachstumspfad fort. Der Umsatz stieg um 12 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Mit einem Plus von 5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal erreichte der Konzern das obere Ende seiner Prognose. Das operative Ergebnis nahm um mehr als ein Fünftel auf 400 Millionen Euro zu.

Mit Ausnahme des Geschäfts mit digitalen Sicherheitslösungen, wie etwa Chips für Bezahlkarten und hoheitliche Dokumente, konnten alle Sparten zulegen. Auch das Automobilgeschäft wuchs weiter - hier profitierte das Unternehmen von Produkten im Bereich elektrische Antriebe.

Wermutstropfen im Quartal war der gesunkene Konzernüberschuss. Hier belasteten erhöhte Rückstellungen im Zusammenhang mit der ehemaligen Tochter Qimonda das Ergebnis. Infineon hatte das DRAM-Speicherchipgeschäft ausgegliedert und 2006 an die Börse gebracht, Anfang 2009 musste das Geschäft wegen eines drastischen Preisverfalls Insolvenz anmelden. Hintergrund für die Erhöhung der Rückstellungen ist eine seit Jahren laufende Klage des Insolvenzverwalters von Qimonda.

Die Aktie reagierte zu Handelsbeginn zunächst positiv, rutschte aber im Verlauf deutlich ins Minus. Analysten werteten die Quartalszahlen und auch den Ausblick des Chip-Herstellers im Grundsatz positiv, fanden aber im Detail Schwachstellen. Zudem mehrten sich Stimmen, die einen Konjunkturabschwung befürchteten.

Die Aktionäre sollen eine höhere Dividende erhalten. Infineon schlägt eine Zahlung von 0,27 Euro je Aktie vor, das sind 2 Cent mehr als im Vorjahr.

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