Verhandlungen abgebrochen Innogy kappt nach geplatztem SSE-Deal Jahresziele

Essen · Die RWE-Tochter bekommt ihre Probleme auf dem britischen Markt nicht in den Griff. Vor einem Jahr mussten die Essener deshalb ihre Gewinnziele senken. Jetzt wiederholt sich die Geschichte.

Weil Innogy und der britische Versorger SSE ihre Gespräche abgebrochen haben, bleibt das britische Vertriebsgeschäft vorerst weiter bei den Essenern.

Foto: Ina Fassbender

Der Energieversorger Innogy steht auf dem hart umkämpften britischen Strommarkt vor einem Scherbenhaufen.

Die seit mehr als einem Jahr laufenden Verhandlungen der RWE-Tochter über eine Fusion ihres Vertriebsgeschäfts mit dem britischen Versorger SSE sind geplatzt. Beide Seiten konnten sich nicht über die finanziellen Bedingungen für den geplanten Börsengang einigen.

Das vor der Übernahme durch den Konkurrenten Eon stehende Essener Unternehmen hat deshalb seine Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt und rechnet auch 2019 mit deutlichen Einbußen. Auch die Aktionäre müssen sich wohl auf Abstriche bei der Dividende einstellen, wie aus einer Mitteilung von Innogy vom hervorgeht.

Innogy steht im Mittelpunkt weit reichender Pläne von Eon und der eigenen Mutter RWE über eine Neuaufteilung der Geschäftsfelder der beiden Energieriesen. Eon will Innogy übernehmen und dessen Netz- und Vertriebsgeschäft behalten. Die Ökostromproduktion von Eon und Innogy soll an RWE gehen. RWE wird zudem an Eon beteiligt.

Dieser Deal ist nach Angaben von Eon nicht gefährdet. "Obwohl wir die ursprünglich geplante Innogy-SSE-Transaktion begrüßt haben, war diese keine Bedingung für unsere Vereinbarung mit RWE", sagte ein Sprecher. Eon erwarte "derzeit keine grundsätzlichen Auswirkungen auf den Zeitplan oder die strategische und wirtschaftliche Logik der Innogy-Transaktion". Eon muss die Innogy-Übernahme noch bei der EU-Kommission anmelden. Dazu sei man in vorbereitenden Gesprächen.

Der Abbruch der Gespräche zwischen Innogy und SSE kam nicht überraschend. Anfang November hatten beide Unternehmen mitgeteilt, wegen "eines verschlechterten Marktumfelds und regulatorischer Eingriffe" die Fusion neu diskutieren zu wollen. Dies schließe finanzielle Aspekte ein.

Das Vertriebsgeschäft der Innogy-Tochter Npower leidet unter hohem Wettbewerb und zunehmender Regulierung mit einer Preisobergrenze. Im vergangenen Jahr hatte Innogy auf Npower knapp eine halbe Milliarde Euro abschreiben müssen, im dritten Quartal dieses Jahres wurden sogar Wertberichtigungen in Höhe von rund einer Dreiviertelmilliarde Euro fällig.

Die Pläne für das Joint Venture mit SSE hatte noch der frühere Innogy-Chef Peter Terium auf den Weg gebracht. Das fusionierte Unternehmen, an dem Eon eine Minderheitsbeteiligung von 34,4 Prozent halten wollte, sollte in London an die Börse gehen. Wegen der anhaltenden Probleme auf dem britischen Markt musste Innogy vor ziemlich genau einem Jahr schon einmal die Gewinnprognose senken. Wenige Tage später trennte sich das Unternehmen von Terium.

Jetzt brach der britische Versorger SSE die Verhandlungen mit Innogy ab. Die Transaktion sei nach Ansicht des Managements nicht im besten Interesse der Aktionäre, teilte SSE mit. Nach Angaben von Innogy gab es keine einvernehmliche Lösung hinsichtlich der notwendigen direkten und indirekten Finanzierungsbeiträge für den Börsengang. "Leider konnten wir keine Einigung erzielen, die für beide Seiten akzeptabel war", sagte Innogy-Vetriebsvorstand Martin Herrmann.

Für 2018 erwartet Innogy unter Einbeziehung von Npower nunmehr ein bereinigtes Nettoergebnis von gut 1 Milliarde Euro - 100 Millionen Euro weniger als bisher in Aussicht gestellt. Deshalb sei eine Dividende in Höhe des Vorjahres von 1,60 Euro mit der bisherigen Ausschüttungsquote nicht "darstellbar", erklärte Innogy.

Wie es jetzt mit Npower weitergeht, ist offen. "Wir prüfen nun alternative Handlungsoptionen", sagte Herrmann. Auch Eon ist auf dem britischen Markt aktiv und hat dort rund 4,3 Millionen Kunden.