Präsident von Haus & Grund Deutschland Kai Warnecke: "Die Mieten werden noch eine Weile steigen“

Bonn · Beim Glück vom gekauften Eigenheim kommt es darauf an, ob es in Stadtnähe oder außerhalb der Ballungsräume steht. Kai Warnecke, Präsident von Haus & Grund Deutschland, spricht über die Mietpreisbremse und ob Lehrer ein Problem für Bonner Vermieter sind.

Haus & Grund Deutschland ist die größte deutsche Interessengemeinschaft von privaten Haus- und Wohnungseigentümern. Amtierender Präsident ist Kai Warnecke, der zuvor Hauptgeschäftsführer des Verbandes war.

Wer bereits ein Haus oder eine Wohnung besitzt, ist in einer glücklichen Lage. Gilt das heute mehr denn je?

Kai Warnecke:Es kommt darauf an, wo die Immobilie steht. Wenn sie im Zentrum von Bonn oder Köln steht, lässt das einen ruhiger schlafen. Steht die Immobilie außerhalb der Ballungsräume, wird es schwierig. Auf dem Land ist der Wert der Häuser oft geringer als die Kosten, die man regelmäßig damit hat.

Wird die zunehmende Alterung der Gesellschaft diesen Trend verstärken?

Warnecke: In der Tat wird es auf dem Land immer schwieriger. Die neue Bundesregierung muss dringend etwas für die Attraktivität des ländlichen Raums tun, damit mehr Menschen dort leben können. Es ist ja nicht nur eine Frage, ob man auf dem Land leben möchte. Man muss dort auch Arbeit finden.

In den Ballungsräumen plagen die Menschen andere Sorgen: Sehen Sie die Preissteigerungswelle abflachen?

Warnecke: Es gibt Anzeichen bei den Kaufpreisen: Im hochpreisigen Segment ist ein Ende der Preissteigerungen erreicht. In den letzten fünf Jahren hatten wir eine starke Zuwanderung in die Städte. Das beruhigt sich auch. Die Mieten sind aber bisher weniger stark als die Kaufpreise gestiegen. Es ist davon auszugehen, dass die Mieten noch eine Weile steigen werden.

Bedauern Sie es, dass die Jamaika-Koalition nicht zustande gekommen ist?

Warnecke: Es gab bis zum Schluss viele offene Punkte, so dass ich das gar nicht entscheiden kann. Es blieb offen, wie es mit der Mietpreisbremse weitergehen soll. Da wünschen wir uns natürlich ein klares Signal. Die energiepolitischen Punkte, die im Sondierungspapier drin waren, machen uns Sorge. Denn gerade energiepolitische Vorgaben haben in den vergangenen Jahren das Wohnen so verteuert.

Was ist hervorzuheben?

Warnecke: Die energetischen Anforderungen waren oft gar nicht Teil der Klimapolitik, sondern der unternehmerfreundlichen Industriepolitik durch das Bundeswirtschaftsministerium. Eine vernünftige Häuserdämmung ist natürlich sinnvoll. Das unterstützen wir auch.

Sind Sie für weniger Vorschriften bei der Wärmedämmung?

Warnecke: Aus unserer Sicht ist es wichtig, keine einzelnen Technologien zu verordnen. Bei dem einen Gebäude mag eine Dämmung hilfreich sein, bei einem anderen Gebäude mag es besser sein, beim Heizen auf erneuerbare Energien zu setzen. Oder es ist sinnvoll, bei fossilen Brennstoffen zu bleiben, die Technologie muss aber effizienter werden. Der Hauseigentümer soll sich frei beraten lassen können. Wir haben es vor diesem Hintergrund sehr kritisch gesehen, dass die dafür notwendige unabhängige Beratung durch die geschäftsführende Bundeswirtschaftsministerin zerschossen wurde. Nun darf sich weiterhin jeder Energieberater nennen und – das ist neu – eine vom Bund bezuschusste und als unabhängig angepriesene Beratung anbieten, wenn er nur minimale Qualitätsanforderungen erfüllt. Das ist schlecht: Wir erleben immer wieder, dass der Heizungsbauer eine neue Heizung empfiehlt, der Dachdecker ein neues Dach und der Stuckateur eine neue Dämmung. Das ist keine Klimapolitik, das ist Wirtschaftspolitik. Unabhängige Sanierungspläne sind wesentlich. Nebenbei bemerkt: Der Gebäudebereich ist der einzige, der die Klimaziele 2020 erreicht. Wir sind besser als dargestellt.

In den Städten wird der Wohnungsmangel ein immer größeres Problem. Was muss passieren, damit es zu mehr Investitionen von Privatleuten kommt?

Warnecke: Wir brauchen ein völlig anderes Klima. Wenn die Politik den privaten Wohnungsvermieter als geldgierig darstellt, dann hat er ein Imageproblem. Und wir brauchen gesetzliche Vereinfachungen. Wenn der Bürger die Gesetze nicht mehr versteht, dann hindert das Investitionen.

Ein Beispiel?

Warnecke: Die Masse des privaten Wohnungsneubaus sind Eigentumswohnungen. Sie werden zu 80 Prozent nicht selber genutzt, sondern vermietet. Eine Eigentümergemeinschaft kann das Halten von Hunden oder Katzen untersagen. Vom Mietrecht her kann der Vermieter aber gezwungen sein, die Hunde- oder Katzenhaltung zu gestatten. Wie soll der Vermieter diesen Widerspruch lösen? Außerdem muss die strukturelle Benachteiligung von privaten Bauherren aufgehoben werden. Es ist nicht einzusehen, dass nur Private Grunderwerbssteuer zahlen müssen und gewerbliche Wohnungsbaugesellschaften davon ausgenommen werden.

Der Platz für Bauland ist nicht beliebig ausweitbar. Muss verdichteter gebaut werden?

Warnecke: Langfristig ist das der richtige Weg. Die Menschen wollen in den Ballungsräumen leben. Eine Million Wohnungen könnten durch Dachgeschoss-Ausbau entstehen. Das wird aber erschwert. Wer ein Dachgeschoss ausbauen will, muss eine Abgabe zahlen, wenn er keinen Stellplatz ausweisen kann. Für Brandschutz gibt es hohe Vorgaben, weil die Leitern der Feuerwehr aus Spargründen verkürzt werden.

Was wird aus der Mietpreisbremse?

Warnecke: Das ist davon abhängig, wer demnächst regiert. Wir sagen natürlich weiterhin, dass sie sofort abgeschafft werden muss. Mit diesem Instrument erreichen wir das Ziel, nämlich sozial Schwache auch in zentraleren Lagen mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, nicht. Es scheint so zu sein, dass viele Menschen sich steigende Mietpreise leisten wollen. In den großen Städten wächst die Wohnfläche pro Einwohner weiter. Die Konsequenz: Die Reichen verteilen die Wohnfläche besser unter sich, die Ärmeren fallen durch das Raster. In den letzten Jahren sind gar nicht die Mieten so stark gestiegen, sondern das Hauptproblem sind die steigenden Nebenkosten und Abgaben.

Bonner Makler sagen, dass Vermieter kaum mehr an Hundehalter, Raucher, Ehepaare mit Kindern sowie Lehrer und Juristen vermieten wollen. Sind Lehrer wirklich ein Problem für Vermieter?

Warnecke: Ein Vermieter ist immer gut beraten, sich eine homogene Mieterstruktur zu suchen. Raucher passen nicht gut zu Nicht-Rauchern, Familien mit Kindern haben ähnliche Interessen. Vermieter müssen nach dem deutschen Mietrecht die Probleme lösen, aber die Vermieter haben gleichzeitig praktisch keine Chance, den Gebrauch der Wohnung einzuschränken. Das ist ein unlösbares Problem und muss dringend gesetzlich geändert werden.