Kommentar zum Flughafen BER Kollektives Versagen

Meinung | Berlin · Anscheinend sind Pleiten, Pech und Pannen kein Markenzeichen einer bestimmten Partei. Bei Bau des Berliner Großflughafens haben sich alle blamiert. En Kommentar von Wolfgang Mulke.

Auch bei den neu in der Landesregierung vertretenen Linken zeigen sich erste Flecken auf der bislang weißen Weste. Sie wollen auf den politischen Einfluss bei der skandalträchtige Großbaustelle nicht verzichten und im Aufsichtsrat mitmischen. Die Grünen schwanken ob der Aussicht auf Machtzuwachs. Dabei haben beide jahrelang gefordert, dass mehr Experten für die Kontrolle des Milliardengrabs gewonnen werden sollten.

Die Geschichte dieser nicht nur in Berlin gängigen Praxis erhält nun ein weiteres Kapitel. Auch in diesem Jahr wird der neue Airport nur auf dem Landweg erreichbar bleiben. Vor der Landtagswahl wollte der Chef der Flughafengesellschaft dem Aufsichtsratschef und Regierenden Bürgermeister Michael Müller diese unangenehme Nachricht ersparen. Wieder gibt es technische Probleme, bei denen der Laie nur mit dem Kopf schütteln kann.

Das könnte man alles als schon vielerorts erlebtes Trauerspiel öffentlicher Prestigebaustellen abtun. Doch jeder Monat Verzug kostet den Steuerzahler Millionen. Das trifft nicht nur die Bewohner von Berlin und Brandenburg, denn der Bund ist an der Flughafengesellschaft auch beteiligt und muss die Verluste mittragen. Es wird endlich Zeit, die richtigen Lehren aus dem kollektiven Versagen zu ziehen und die Politik aus derlei Projekten mit Baubeginn zurückzuziehen. Vor allem aber müssen Verantwortlichkeiten so klar zugeordnet werden, das deren Träger bei Pannen auch zu Rechenschaft gezogen werden können.

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