Kommentar zur Arbeitszeit Lösungen gefragt

Berlin · Viele Arbeitnehmer wollen flexible Arbeitszeiten. Was nicht geht: Modelle, die auf Weisung von oben beruhen.

 Die Arbeitgeber fordern neue Modelle zur Arbeitszeitregelung für ihre Beschäftigten.

Die Arbeitgeber fordern neue Modelle zur Arbeitszeitregelung für ihre Beschäftigten.

Foto: dpa

Die Arbeit ist für den Menschen da und nicht der Mensch für die Arbeit. Dieser Satz findet sich in dieser oder anderen Formen sogar in Schriften der katholischen Sozialehtik wieder, ist ein in der Praxis aber oft schwer zu verteidigender Grundsatz. Das zeigt auch die aktuelle Debatte um eine Öffnung der Arbeitszeitregelungen in Deutschland.

Etwas Besinnung auf den Sinn und Zweck von Arbeit täte den Befürwortern von deregulierten Arbeitszeiten gut. Rein ökonomisch betrachtet ist es für die Arbeitgeber vorteilhaft, wenn sie ihre Beschäftigten bedarfsgerechter einsetzen können. Das steigert letztlich ihre Wettbewerbsfähigkeit und damit auch die ökonomische Basis der Gesellschaft. Frei nach dem Motto, wenn die Zahlen stimmen, geht es allen gut. Diese Formel lässt die Belange der Arbeitnehmer außen vor. Sicher hat Deutschland ein einschränkendes Reglement hinsichtlich der erlaubten Tages- und Wochenarbeitszeiten. Die Praxis zeigt jedoch auch, dass einzelne Unternehmen viele Möglichkeiten haben und nutzen, um die betriebswirtschaftlichen Belange mit den Zeitbedürfnissen ihrer Mitarbeiter zu vereinbaren.

Zugleich braucht die Wirtschaft mehr Frauen als Fachkräfte. Die Generation der Arbeitnehmer unter 40 soll einerseits möglichst viel arbeiten, andererseits Familien gründen und womöglich auch noch die Eltern pflegen. Da drängt sich der Eindruck auf, dass für Ökonomen eher ein gegenteiliger Grundsatz gilt und der Mensch für die Arbeit da ist, nicht umgekehrt.

Viele Arbeitnehmer wollen flexible Arbeitszeiten. So wie sich die IG Metall erhebt, um eine zeitweilige 28-Stunden-Woche durchzusetzen, oder die Mitarbeiter der Deutschen Bahn sich zwischen mehr Lohn und mehr Freizeit entscheiden können. Intelligente Lösungen sind gefragt, Modelle, die auf Übereinkünften beruhen und nicht auf Weisung von oben. Solange dies nicht gängige Praxis ist, sind feste Regeln für die Arbeitseinsätze unerlässlich.