Lufthansa streicht Flüge Flugbranche kämpft mit Streiks und Personalengpass

Berlin/Bonn · Die Flugbranche hat weiterhin Probleme. Am Freitag kam es bundesweit zu Streiks. Indes dünnt die Lufthansa ihre Kapazitäten aus. Die Tochter Eurowings spricht hingegen von Einstellungen „auf Rekordniveau“.

Gähnende Leere im Terminal A vom Flughafen Hannover: Wegen eines Streiks von Verdi hoben am Freitag an einigen Airports kaum Flugzeuge ab.

Gähnende Leere im Terminal A vom Flughafen Hannover: Wegen eines Streiks von Verdi hoben am Freitag an einigen Airports kaum Flugzeuge ab.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Protest statt Check-in: Die meisten großen Flughäfen in Deutschland sind am Freitag durch einen ganztägigen Warnstreik weitgehend lahmgelegt worden. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt demonstrierten Beschäftigte im Terminal 1. Nur ganz vereinzelt waren dort Passagiere aufgetaucht, die zu spät von dem Warnstreik erfahren hatten. Die Gewerkschaft Verdi hatte zum ganztägigen Ausstand aufgerufen. Betroffen waren auch München, ­­Hannover, Stuttgart, Bremen, Hamburg und Dortmund. Verdi drohte im laufenden Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes auch mit Warnstreiks bei der Müllabfuhr, in Krankenhäusern oder Ordnungsämtern.

Auch an nicht bestreikten Flughäfen wie etwa Berlin kam es in Folge der Warnstreiks teilweise zu Einschränkungen. Am Flughafen Köln/Bonn fielen zehn innerdeutsche Flüge aus. Nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV waren knapp 300.000 Passagiere von gut 2340 Flugausfällen betroffen.

Mit dem Ausstand wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Die Lufthansa will den Verdi-Warnstreik möglichst schnell hinter sich lassen. „Wir starten am Samstag sofort wieder in den Regelbetrieb“, sagte ein Sprecher.

„Aktuell sind in der Branche die Personalengpässe europaweit noch nicht vollständig überwunden“

Verdi und der Beamtenbund DBB fordern im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Ein Angebot der Arbeitgeber liegt bisher nicht vor. Neben dem öffentlichen Dienst gibt es teils örtliche Tarifverhandlungen für die Bodenverkehrsdienste sowie eine bundesweite Tarifrunde für die Luftsicherheit. Die Deutsche Bahn verzeichnete angesichts der Warnstreiks am Freitag nach eigenen Angaben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen.

Die Lufthansa bestätigte unterdessen, dass sie ihren Sommerflugplan gestutzt habe. Grund sind weiterhin Kapazitätsprobleme im Gesamtsystem, wie sie auch im Vorjahr beim Wiederanlauf des Luftverkehrs nach dem Corona-Schock aufgetreten waren. „Aktuell sind in der Branche die Personalengpässe europaweit noch nicht vollständig überwunden“, sagte am Freitag ein Sprecher der Konzern-Kernmarke in Frankfurt. Man habe daher lieber jetzt Flüge aus dem Programm genommen, als diese wie im vergangenen Jahr kurzfristig absagen zu müssen. Die Fluggäste könnten so besser planen. Eine Zahl nannte er nicht, in der „Wirtschaftswoche“ war von mehr als 30.000 Flügen die Rede gewesen.

Bei der Lufthansa-Tochter Eurowings könnte es ebenfalls Flugstreichungen geben, der „Anpassungsbedarf“ für den Sommerflugplan 2023 falle allerdings „weitaus geringer aus als im Vorjahr“, teilte ein Unternehmenssprecher auf GA-Anfrage mit. „Nach der Einstellung von mehr als 1300 Eurowings Mitarbeitenden sehen wir Airline-seitig keine Personalengpässe mehr, auch unsere Systempartner rekrutieren seit Monaten auf Rekordniveau.“

Der Sprecher fügte hinzu: „Als Point-to-Point-Airline sind wir in der Lage, unser Angebot kontinuierlich zu überprüfen und unsere Flugpläne frühzeitig den jeweils aktuellen Gegebenheiten an Flughäfen et cetera anzupassen.“

(ut/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
EU beschließt Verbrenner-Aus
(K)ein Grund für Applaus? EU beschließt Verbrenner-Aus