Die Folgen des Wohlstands Mehr Autos durch mehr Pro-Kopf-Einkommen

Bonn · Somalia hat die niedrigste Pkw-Dichte der Welt. Die Verstädterung könnte auch etwas Gutes haben: Dass nämlich die Motorisierungsquote irgendwann nicht mehr so stark steigt.

 Der Pkw-Verkehr verursacht 61 Prozent der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emission des gesamten Verkehrs in Deutschland. Zahlreiche Fortschritte bei Kraftstoffverbrauch und Emission pro Kilometer wurden durch die rasante Zunahme der Fahrzeuge wieder zunichte gemacht.

Der Pkw-Verkehr verursacht 61 Prozent der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emission des gesamten Verkehrs in Deutschland. Zahlreiche Fortschritte bei Kraftstoffverbrauch und Emission pro Kilometer wurden durch die rasante Zunahme der Fahrzeuge wieder zunichte gemacht.

Foto: picture-alliance / dpa

Eine statistische Erfahrung aus der Volkswirtschaft lautet: Steigt das Pro-Kopf-Volkseinkommen um 1000 Dollar, erhöht sich die Pkw-Dichte pro 1000 Einwohner um 13 Autos. Aber auch die Infrastruktur steuert die Fahrzeugdichte. In Indien etwa, wo weitgehend autotaugliche Straßen fehlen, werden etwa fünfmal mehr Motorräder als Autos verkauft. Auf dem indischen Subkontinent kommen rund 23 Pkw auf 1000 Einwohner. Obwohl China, noch das bevölkerungsreichste Land der Erde, in den letzten Jahren stolze wirtschaftliche Wachstumsraten erzielte und zum wichtigsten Exportmarkt der Autobauer avancierte, liegt die Motorisierungsquote noch unter 100 Pkw pro 1000 Einwohner, weshalb die Automobilindustrie das Reich der Mitte weiterhin als Wachstumsmarkt betrachtet.

2010 (dem Jahr, als bei der weltweiten Autozahl die Eine-Milliarde-Grenze überschritten wurde) führte bei der Pkw-Dichte pro 1000 Einwohner im Ranking der Kontinente Ozeanien/Australien (458) vor Europa (368) und Amerika (240), während Asien (40) und Afrika (21) die niedrigsten Motorisierungsquoten aufwiesen. In Somalia, Schlusslicht im Länder-Ranking, kam 2010 ein Auto auf 5000 Einwohner. Zeitweise rollten in Nordrhein-Westfalen mehr Autos als im gesamten Afrika.

Neben der Straßen-Infrastruktur und dem Wirtschaftswachstum könnte mit der wachsenden Verstädterung ein weiterer Faktor die künftige Autoentwicklung prägen und dazu führen, dass sich die Prognose von mehr als 2,5 Milliarden Autos im Jahr 2050 nicht bewahrheitet: Nach einer Hochrechnung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen werden 2050 etwa 68 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Gegenwärtig sind es 55 Prozent.

Die Siedlungsstruktur ist nicht nur in Deutschland – höhere Pkw-Dichte auf dem Land als in der Stadt – ein maßgeblicher Faktor für die Motorisierungsquote. Das hängt mit den tendenziell kürzeren Wegen in einer Stadt oder einem urbanen Ballungsraum zusammen und dem dort besser ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Ob autonom fahrende Autos auf Elektrobasis einmal einen gegenläufigen Trend im städtischen Individualverkehr auslösen, lässt sich heute nicht absehen.

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