Betriebliche Altersvorsorge Mehr Geld im Alter – vielleicht

Bonn · Zurich startet mit Talanx und Verdi eine neue Form der Betriebsrente ohne Rendite-Garantie. Was am Ende wirklich für die Versicherten bei dem Modell herausspringt, ist ungewiss.

 Neue Betriebsrente: Höhere Renditechancen, aber keine Garantien.

Neue Betriebsrente: Höhere Renditechancen, aber keine Garantien.

Foto: dpa-tmn/Benjamin Nolte

Seit dem Planungsstart sind Jahre vergangen: Jetzt soll ein erstes Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge nach dem sogenannten Sozialpartnermodell auf den Markt kommen. Ab Juli können die rund 11 000 Beschäftigten des Versicherers Talanx aus Hannover entsprechende Verträge abschließen.  Talanx hat die Form der Altersvorsorge als „Deutsche Betriebsrente“ gemeinsam mit der ehemals Bonner Zurich-Gruppe und der Gewerkschaft Verdi entwickelt. Am Donnerstag stellten sie das Ergebnis in einer virtuellen Pressekonferenz an mehreren Standorten vor.

Die Besonderheit der neuen Form von Betriebsrente: Der Arbeitnehmer erhält keine Garantie für die spätere Rendite. Damit sollen die Arbeitgeber entlastet werden, die in Zeiten sinkender Zinsen oft unter den Lasten ihrer Pensionsverpflichtungen ächzen. Gleichzeitig soll den Arbeitnehmern eine Chance auf höhere Rendite eingeräumt werden, weil ihre Beiträge mit mehr Risikobereitschaft an den Aktienmärkten angelegt werden. Nach Aussagen der Versicherer liegt die Rendite voraussichtlich doppelt so hoch wie bei einer herkömmlichen Betriebsrente, die aus Sicherheitsgründen Beiträge zumeist konservativer anlegen muss.

Verdi spricht von „Paradigmenwechsel“

Was am Ende wirklich für die Versicherten bei dem Modell herausspringt, ist jedoch ungewiss. Dieser Punkt treibt vor allem die Gewerkschaften um, die an der Entwicklung beteiligt sind. Als „Paradigmenwechsel“ bezeichnete Verdi-Fachgruppenleiterin Martina Grundler die neue Form der garantielosen Betriebsrente. Daher plädierte sie auch dafür, dass diese Form der Altersvorsorge weiterhin an eine tarifliche Einigung gebunden bleiben müsse, um die Interessen der Arbeitnehmer zu wahren. Die Versicherer Talanx und Zurich forderten dagegen Angebote auch für Firmen und Branchen ohne Tarifbindung.

Das sogenannte Sozialpartnermodell ist auch als Nahles-Rente bekannt, weil es auf dem seit 2018 geltenden Betriebsrentenstärkungsgesetz basiert, das die damalige Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) auf den Weg gebracht hatte.  Gewerkschaften und Unternehmen sollen Betriebsrenten demnach gemeinsam organisieren. Die Resonanz war erst einmal gering. Es galt lange als fraglich, ob es überhaupt zu einem ersten Praxistest wie jetzt bei Talanx kommen würde.

Versicherer Zurich bringt seine Erfahrung ein

Der aus Bonn nach Köln umgezogene Versicherer Zurich bringt dabei seine Erfahrung als Anbieter von kapitalmarktorientierten Pensionsfonds ein. Den eigenen Mitarbeitern stehe die „Deutsche Betriebsrente“ jedoch noch nicht zur Verfügung, sagte Carsten Schildknecht, Vorstandsvorsitzender der Zurich Gruppe Deutschland. „Wir konzentrieren uns jetzt erst einmal auf diesen Anwendungsfall, aber künftig steht die Deutsche Betriebsrente auch auf unserer Agenda.“

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