Kommentar zum Mindestlohn Mehr wäre besser

Meinung · Die Einführung des Mindestlohnes war ein Erfolg. Weder sind in beängstigendem Ausmaß Stellen gestrichen worden, noch sind die Preise übermäßig angestiegen. Das ist sicherlich auch der guten konjunkturellen Entwicklung geschuldet.

 Vom Mindestlohn profitieren Beschäftigte zum Beispiel in der Gastronomie, im Wachdienst oder im Garten- und Landschaftsbau.

Vom Mindestlohn profitieren Beschäftigte zum Beispiel in der Gastronomie, im Wachdienst oder im Garten- und Landschaftsbau.

Foto: dpa

Doch auch bei einer schlechter laufenden Wirtschaft hätte die Lohnuntergrenze keinen großen Schaden angerichtet. Nicht umsonst ist die Kritik daran schnell verstummt.

Nun muss es um eine Weiterentwicklung des Mindestlohnes gehen. Am Ende sollte für die vier Millionen Betroffenen ein Einkommen stehen, mit dem ein Auskommen möglich ist. Das ist bisher nicht der Fall, zumindest, wenn man in einer Stadt mit hohen Wohnkosten lebt oder eine Familie ernähren muss. Es hat schon lange gedauert, bis sich die Tarifpartner in der Mindestlohnkommission auf jene 34 Cent mehr in der Stunde geeinigt haben, die es ab kommenden Januar gibt. Mit dieser Erhöhung wurde die allgemeine Tarifentwicklung abgebildet. Der Ansatz ist nachvollziehbar.

Doch ein Schutz vor Armut trotz Arbeit ist auch mit der erhöhten Lohngarantie nicht verbunden. Dazu müsste der Stundenlohn wenigstens bei zehn Euro liegen. Leicht erreichbar ist das nicht. Weitere Sprünge setzen auch entsprechende Lohnsteigerungen bei den wenig mehr verdienenden Arbeitnehmern voraus. Es bedarf dazu Unternehmen, die höhere Lohnkosten verkraften und Kunden, die damit verbundene Preissteigerungen tragen können. Allenfalls in kleinen Schritten kann man sich einem auskömmlichen Mindesteinkommen nähern. Ein Zeichen guten Willens wäre es, die Anhebungen stets etwas stärker ausfallen zu lassen als rein rechnerisch notwendig, etwa durch Aufrundungen. Davon ist bei der ersten Entscheidung leider nichts zu spüren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort