Quartalszahlen Monsanto treibt bei Bayer den Umsatz hoch

Leverkusen/Bonn · Der Chemiekonzern steht vor einer schwierigen Hauptversammlung in Bonn. Sowohl Aktionäre als auch Umweltaktivisten gehen auf die Barrikaden. In dieser brisanten Lage legt das Unternehmen positive Quartalszahlen vor.

Am Tag vor der Hauptversammlung in Bonn gehörte die Bayer-Aktie zu den großen Gewinnern im Deutschen Aktienindex (Dax). In einem etwas schwächeren Markt legte das Papier um 1,4 Prozent zu auf 61,04 Euro. Angetrieben wurde die Aktie von guten Ergebnissen für das erste Quartal. Ihre Erwartungen seien übertroffen worden, teilten Analysten mit.

Der Konzernumsatz legte bereinigt um Währungsschwankungen sowie Unternehmenskäufe und Unternehmensverkäufe um 4,1 Prozent auf 13,02 Milliarden Euro zu, wie Bayer am Donnerstagmorgen mitteilte. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereffekten kletterte um 44,6 Prozent auf 4,2 Milliarden. Bayer sei stark ins Jahr gestartet, teilte der Konzern mit. „Einen maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg hatte unser Agrargeschäft“, sagte Konzernchef Werner Baumann. Auch die Pharmasparte habe sich sehr erfreulich entwickelt. Die Agrarsparte hat ihren nominalen Umsatz wegen der Übernahme des US-Konzerns Monsanto auf 6,4 Milliarden sogar mehr als verdoppelt. Bereinigt betrug das Plus noch 5,5 Prozent, vor allem weil die Geschäfte in Latein- und Nordamerika gut liefen. Gleich um 122,8 Prozent erhöhte sich das Ebitda vor Sondereinflüssen auf 2,3 Milliarden.

Angetrieben durch den Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmittel Eylea kletterte der Umsatz mit rezeptpflichtigen Arzneien um 5,3 Prozent auf 4,4 Milliarden. In der Pharmasparte legte das operative Ergebnis um 6,9 Prozent auf 1,5 Milliarden zu.

Weniger gut lief das Geschäft mit rezeptfreien Mitteln, das derzeit restrukturiert wird. Der Umsatz ging um 1,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro zurück. Gesunkener Absatz und höhere Herstellungskosten sowie der fehlende Beitrag des verkauften US-Geschäfts mit Dermatologieprodukten ließen das operative Ergebnis um 10,9 Prozent auf 279 Millionen sinken.

Bei der Tiergesundheit lagen der Umsatz mit 421 Millionen und das operative Ergebnis mit 140 Millionen auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Hier stehen die Zeichen auf Abschied. Die angekündigte Trennung von der Sparte Animal Health gehe planmäßig voran, so Bayer. Das Hauptaugenmerk liege auf einem Verkauf. Die Herauslösung des Geschäfts aus dem Konzern und weitere Vorbereitungen seien im Gange.

Zukäufe und Kosten für Restrukturierungen belasten freilich das Ergebnis unter dem Strich. Es sank um 36,5 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Bayer streicht weltweit 12 000 Stellen, wie der Konzern Mitte November angekündigt hatte. Unter anderem fallen Jobs bei rezeptfreien Mitteln, in der Pharmaforschung sowie im Zuge der Integration von Monsanto weg, weil Doppelfunktionen abgebaut werden. Allein in Deutschland fallen 4500 Stellen weg, wobei betriebsbedingte Kündigungen hier bis 2025 ausgeschlossen sind. Deshalb wurden im Februar Programme aufgelegt, mit denen ältere Beschäftigte ohne empfindliche Abschläge vorzeitig in Rente gehen können. Jüngere Mitarbeiter können hohe Abfindungen in Anspruch nehmen. Derzeit hat Bayer weltweit noch 116 428 Mitarbeiter, 32 000 davon in Deutschland. Bayer bestätigte auch die abgegebene Prognose für das laufende Jahr. Der Umsatz soll auf etwa 46 Milliarden klettern. Das wären etwa vier Prozent mehr als im Vorjahr. Und das bereinigte operative Ergebnis soll von 9,5 auf rund 12,2 Milliarden steigen.

Der starke Jahresauftakt könnte Dampf aus dem Kessel vor dem Aktionärstreffen genommen haben. Letztlich, so betonen Stefan Röhle von Independent Research und weitere Analysten, würden die Zahlen aber von der Glyphosat-Thematik überlagert. In zwei erstinstanzlichen Verfahren ist Bayer zu Schadenersatz verurteilt worden. 13 400 Kläger machen in den USA den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich. Das sind 2200 mehr als zuletzt mitgeteilt. Bayer betont, das Mittel sei bei sachgemäßer Anwendung sicher und will sich vehement verteidigen. Im Johnson-Fall hat der Konzern einen ersten Schriftsatz im Berufungsverfahren vorgelegt. Bayer verlangt Klageabweisung oder zumindest ein neues Verfahren, weil das erste fehlerhaft gewesen sei. Bei weiteren Niederlagen vor Gericht drohen aber hohe Kosten für Vergleiche.

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