Ausbildungskosten NRW zahlt das Schulgeld in Gesundheitsberufen

Düsseldorf · Das Land übernimmt bei bestimmten nichtakademischen Gesundheitsberufen 70 Prozent der Ausbildungskosten. Bisher mussten die Berufsanwärter das Schulgeld komplett selbst tragen.

 Ergotherapeuten in der Ausbildung profitieren zum Beispiel von den neuen Landeszuschüssen.

Ergotherapeuten in der Ausbildung profitieren zum Beispiel von den neuen Landeszuschüssen.

Foto: picture alliance / zb

Die Gebühren für die Ausbildungskosten in den nichtakademischen Gesundheitsberufen werden in NRW künftig weitgehend vom Staat finanziert. Bislang mussten Krankengymnasten, Logopäden, Masseure, medizinische Bademeister und Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) ihre Ausbildungskosten selbst tragen.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte unserer Redaktion: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir in unserer alternden Gesellschaft auch genügend Nachwuchs in den nichtakademischen Gesundheitsberufen haben. Um diese Berufe attraktiver zu machen, wollen wir rückwirkend ab 1. September 70 Prozent des Schulgeldes bei diesen Berufen übernehmen.“

Formal muss der Landtag dem Plan noch zustimmen. Angesichts der schwarz-gelben Mehrheit dort gilt Laumanns Vorhaben aber als beschlossene Sache – zumal bei SPD und Grünen auch nicht mit Widerstand zu rechnen ist. Schwarz-Gelb will ab 2019 insgesamt 25 Millionen Euro jährlich für die Übernahme der Ausbildungskosten bereitstellen.

Jährlich profitieren und 7000 Anwärter

Derzeit beträgt das durchschnittliche Schulgeld für einen Ergotherapeuten rund 400 Euro pro Monat. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Ein angehender Physiotherapeut zahlt im Schnitt 415 Euro im Monat, ein angehender Logopäde sogar rund 640 Euro im Monat. Laumann begründete den Vorstoß gegenüber unserer Redaktion so: „Damit will ich ein ungerechtes System beenden. Derzeit bezahlt der Staat dem Apotheker das Studium, der dann später in der Regel deutlich mehr verdient als seine Angestellten, die ihre Ausbildung selbst bezahlen müssen.“ Insgesamt sollen von der neuen Regelung etwa 7000 Menschen profitieren, die jährlich in NRW eine entsprechende Ausbildung durchlaufen.

Die Initiative stößt auf breite Zustimmung. „Das ist sinnvoll, um mehr Ausbildungsmöglichkeiten für alle zu eröffnen“, sagte ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit in NRW. „Gerade für diejenigen, die kein Geld haben, ist die Senkung der Gebühren wichtig. Dabei nützt dies auch der Allgemeinheit: Wir sehen Gesundheitsberufe als ein wichtiges Wachstumsfeld in NRW.“

Schulgeld hielt junge Leute von Ausbildungen ab

Ähnlich sieht dies der aus Krefeld stammende Andreas Pfeiffer, Vorsitzender des Bundesverbandes der Ergotherapeuten. „Es ist gut, dass NRW mit dieser Reform vorangeht. Dies hilft, den Nachwuchsmangel bei unseren Berufen zu beheben.“ Er berichtete, das Schuldgeld habe in den vergangenen Jahren zunehmend junge Leute davon abgehalten, den Beruf zu ergreifen. Manche Schulen haben das Schulgeld gesenkt, um Schüler anzulocken. Dabei sei aber oft das Ausbildungsniveau gesunken. „Wenn der Staat mehr hilft, dann können wir nur hoffen, dass es einerseits mehr Bewerber gibt, andererseits auch das Niveau an den Schulen besser wird.“

„Diese Veränderung ist überfällig“, sagte auch Frank Bothen, Inhaber einer Praxis für Ergotheraphie.

Dabei greift das Land Nordrhein-Westfalen eine Forderung auf, die auf Bundesebene schon länger diskutiert wird. Auch Berlin erwägt, das Schulgeld der nichtakademischen Gesundheitsberufe zu übernehmen. Sollte der Bund die Kosten der Ausbildung künftig tragen, könnte NRW den Etatposten wohl wieder streichen.

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